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CEREBRAL ENEMA, ANUS BRIGE, DEFORNICATED XXX, REKTAL FETUS [4-Way-Split]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2015

Label: 

Genre(s): 

Wie das Leben manchmal so spielt, trifft man schon mal an den unterschiedlichsten Orten some freaky Metalheads, so geschehen mit "Dr. Fetus" (Goretarre) von den Berliner Goregrindern Cerebral Enema, der mir diese 4-Way-Split mit auf den Weg gab, um mal reinzuhören. Da ich aber Musik als solches immer wertschätze, versprach ich eine Review zu verfassen. My given Word's my Way.

Zugegeben Goregrind ist bei mir nicht unbedingt täglich im Player auszumachen, aber ab und zu kann man sich das Rödelgeröchel mit der gnadenlosen Überdrehung schon mal im Zuge von Freispackmomenten geben, wenngleich man manchmal teils humorresistent sein sollte, um manche Niederung zu ertragen.

Leider liegen mir kaum Infos (Songtexte, Bandinfos) zu dieser 4-Way-Split vor, so dass ich nur die wenigen Hard Facts zusammenkratzen kann, die ich innnerhalb der Network-Oberflächen finden konnte. Das Artwork dieser Split bedient so einige Ebenen der Gorewelten. Von extrem eklig/abstoßend bis sozialkrisch oder sogar funny bis (bei dieser Scheibe) sub-subtil, findet der/die Detailcheckende 'ne Menge Augen- und Gedankenfutter. Zu überernst sollte man hier wohl besser nichts nehmen, zumal in diesem Metier oft bewusst über-überzogen gewerkelt wird. Auch die teils nicht gerade appetitlichen Bandnamen gehören in der Goregrindszene quasi selbstredend dazu. Es wird keiner gezwungen dem Treiben beizuwohnen. ;-)

Ich für meinen Teil kann Bands wie Napalm Death (quasi die Ur-Ikonen dieses Genres), Haemorrhage, Nuclear Senfhauser, Ten Masket Men, Catheter, Bolz'n, Suffelicious oder auch den genrenahen Terrorizer ab und zu je nach Stimmung auch mal etwas abgewinnen. In sofern war ich im Vorfeld doch sehr gespannt und freute mich auf muckemäßige Abwechslung in Form dieses 4-Gang-Eintopfs. 

CEREBRAL ENEMA aus Berlin, die sich 2.013 zusammengefunden haben, um dem Motto "Beer 'N Weed" in Richtung eigensinniger Humor(un-)tiefen zu folgen, eröffnen diese Vollkostverwurstung. By the way, wer auch immer tatsächlich das Bedürfnis hat diese Jungs mal anzurufen, wird sich wundern wer am anderen Ende der Leitung täglich zu Diensten ist. (*Dass das noch keinen Ärger gegeben hat?! Humor ist, wenn man trotzdem lacht.) Mit "Asia Assi Diss" (Track 1) geht es zurück zu Blümchen's '90er "Boomerang" Discoglanz- und glorie, um "Rauchentripper 2" (Track 2) die Enema-lischen von der Kette röcheln zu lassen. Dank "Dr. Fetus" erfuhr ich, dass man zwei Röchelungnaden am Mikro hat, was der wirklich guten Klangbild-Produktion sogar zuspielt. Mit "Doctor Butcher" (Track 3) geht es auf relativ langen (für dieses Genre) 2:32 Minuten quer durch das Schlachthaus. Diverse sicke Vocal-Effekte und Samples machen diesen Song dann erst richtig ranzig. 

Eingangs erwähnte ich den etwas schräg-überzogenen Humor, der z. B. schon im polarisierenden Songtitel "Alice Schwanzer" (Track 4) durchknallt, was durchknallbar ist. Dass hierfür Alice Schwarzer per SampleIntro zu zweifelhaften Ehren kommt, kann man wahrscheinlich nur besoffen nachvollziehen. Schwer korrekte Moralfeinjustierung sollte man hier also nicht erwarten, was mich an meine frühen Punktage erinnert, als es noch schockierte wenn Nina Hagen unmisverständlich gerade heraus im TV Interview erklärte wie Frau es sich am Besten selbst besorgt. Was ist schon dabei? Alles natürlich. ;-)

Doch zurück zu Cerebral Enema, die sich mit "SYLR" (Track 5; Anspieltip I) bassschnalzend und pigsquirlend durch die (ihre) Welt ätzen. Meine Humorgrenzen sind zwar echt weit gesteckt, aber da mir die Lyrics zu den Songs komplett fehlen, kommt ein Song mit dem Titel "Kindstod" (Track 6) im Kontext des im Booklet abgedruckten Fotos von "Dr. Fetus" mit einem Baby und angedeutetem Schlag (*bei dem es sich um KEIN echtes Baby handelte, sondern um eine lebensechte Nachbildung, wie er mir persönlich versicherte!) nicht gerade einwandfrei daher. Mir persönlich geht die Suggestion dann doch etwas zu weit ins Abartige. Sicher, "Kindstod" ist ein ernstes Thema, allerdings dank Sample und musikalischen Einstieg im Kontext mit besagtem Foto, ist es mir dann doch zu viel und geht weit über pechschwarzen Humor hinaus. Sorry, aber dann bitte doch lieber einfach nur die durchgedreht-sinnfreie Humorkelle schwingen, wie es bei "Yippi Yay Yuppy Slay" (Track 7) der Fall zu sein scheint. 

Soundtechnisch noch räudiger wird es ab "AxFxMx" (Track 8) und "Cold Turkey" (Track 9), die den Goregrind Maniac zum stilechten pig-igen Frohlocken bringen dürften. 

Die "Hooker Porngrinder" REKTAL FETUS aus Hannover (gegründet 2.007) schieben mit "Vaginale Entgleisung" (Track 10) die Battle um den schlechtesten Songtitel noch weiter in den Keller. Mucketechnisch rumpelt man dennoch stilecht in den Raum. Soundmäßig fehlt der Schub abseits der zu weit im Vordergrund gemischten Tigger-Snare, was auch bei "Hepatitis Gang" (Track 11) nerviger Teil der Darbietung bleibt. Das ändert sich erst bei "Taschengeld Fick mit Opa" (Track 12), das vom Songtitelthema ebenfalls weit drüber bzw. genau genommen zu weit drunter ist. Ich möchte hier echt nicht den humorlosen Spießer/Moralapostel geben, aber mir ist manches einfach echt too sick, womit ich gewiss nicht den muckemäßigen Rahmen meine. Dass es auch anders geht, zeigen Songs wie "Suggar Daddys Playground" (Track 13) oder "Anti Social For Life" (Track 14; Anspieltip II).

Ich bin mir zwar nicht sicher, aber zu Beginn von "Bum-Core" (Track 15) meine ich ein Sample von Multi-Comedian Olli Dittrich's altem Ego "Dittsche" zu vernehmen, was dieser 4-Way-Split tatsächlich einen kulturellen Anstreich zuverleiht. So einfach kann das also sein... ;-) Selbst die kultgewordenen "Deine Mudder..." Sprüche werden hier humorig tiefgestapelt verwurstet - "Deine Mudder machts für 5 Mark" (Track 16). Vielleicht bin einfach nur zu alt für pubertären Humor wie er hier versampelt zu "Ass Or Cunt? Who Cares?" (Track 17) überleitet? Mit "One Word To Die For (Fuck)" (Track 18) beschliesst die "rektale" Vorstellung seitens der Hannoveraner. 

Etwas lockerer gestalten sich (vorerst) die Songtitel von ANUS BRIGADE, die sich dem lupenreinen Grindcore verschrieben haben. Mit "Smash Your Masters" (Track 19) tönt es etwas tiefer aus den Boxen, was an der Produktion liegen dürfte. Besser gemischt, dürfte hier deutlich mehr gehen, zumal Songs wie "Towel Stew" (Track 20; Anspieltip III) fast schon groovy ins Ohr laufen, abgesehen von der drüber-gesickten-Vokal-Suppe. Einziger deutschbetitelter Song ist der kultverdächtige "Erbswurstpolka" (Track 21), ein lupenreiner One-Minute-Bringer. Wie bereits erwähnt, leidet die Lust weiter zuzuhören schwer unter dem schlechten Sound, dennoch kann man dank Songs wie "Grinding Like A Gentleman" (Track 22; Anspieltip IV) eine Idee davon bekommen wie sich Anus Brigade in real anhören. Bei "Donald Was A Nazi Duck" (Track 23) wird es dann leider politisch grenzwertig. Ein zweifaches "Heil Hitler" am Ende des Stückes zu platzieren überzieht das bloße Polarisieren um Weiten und geht in meinen Augen gar nicht. Eine wirklich schwierige Thematik, bei der man besser ein eindeutiges Statement oder zumindest den Songtext im Booklet untergebracht hätte, um klare Linien zu ziehen. Da ich "Dr. Fetus" (Cerebral Enema) als defintiv antirechts kennengelernt habe, gehe ich allerdings fest davon aus, dass Anus Brigade hier bewusst Reaktionen provozieren wollen. Mir persönlich haben sie damit aber vorerst das Interesse gründlich vermiest, da bin ich straight ehrlich, wenngleich der Pungent Stench Einfluss beim folgenden "Dog Vomit" (Track 24) nicht von der Hand zu weisen ist.

Dennoch gehe ich nahtlos zur letzten Band dieser 4-Way-Split über - DEFORNICATED XXX, die mit GoreNoise, PornoSlam, DeathGrind und Comedy die vielfältigsten Genresfacetten auf dieser Scheibe mitbringen. Hier geht es im Qickieverfahren durch die extrem kurzspieligen Songs - "I'M Not A Wife Beater (But I'D Hit That)" (Track 29) mit 15 Sekunden, "Bogger-Lipped Back Breaker" (Track 30) mit 12 Sekunden, während "Ru-Ru Junkies" (Track 31) mit 39 Sekunden zu den "längeren" Stücken auf dieser 4-Way-Split zählt. Die Amis aus Vancouver, WA bieten ebenfalls die grindige Vollbedienung und bringen (endlich) halbwegs erträglichen Humor mit. Selbst das 7 Sekunden umfassende ernst-brutal geballerte "I Wish Peter Steele Wasn't Dead" (Track 34) hat etwas. Welches Stück von ihnen man auch anpeilt, stilistisch bleibt hier keine Schuhsohle am Schuh. Genau genommen kann der geneigte Grind Fan(atiker) bis zum CD Ende der ingesamt 42. Tracks dieser 4-Way-Split durchlaufen lassen. 

Gut, dass ich diese 4-Way-Split ohne Erwartungen angegangen bin. Fakt ist aber definitiv, dass ich wieder weiß warum ich manchem Humor nichts abgewinnen kann, zumindest, wenn deutliche (sicher subjektive!) Grenzen überschritten werden. Ich frage mich bei manchem verÖFFENTLICHten Song ernsthaft, ob die Macher sich da tiefenbewusst waren, was sie da abgefeuert haben? Die Punkte gibt es hier wie immer für das Gesamtpaket in Sachen Produkt und bleibt subjektiv. 

 

4,5/10 Schafe Schüsse

(Eigenproduktion 2.015)

https://www.facebook.com/whitetrashgoregrind/

http://www.bandmine.com/anusbrigade

https://www.reverbnation.com/defornicatedxxx

https://www.facebook.com/Rektal-Fetus-431228063743367/

Danny B

Schaf Schüsse: 

4
Eigene Bewertung: 4

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