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ABBRUCH "Bunt ist besser"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2015

Label: 

Genre(s): 

Wie vor nicht allzu langer Zeit an dieser Stelle erwähnt, bekam ich im Sommer einen backkatalogfüllenden Stapel CDs von den Abbruch Jungs gereicht. Um chronologisch die derzeit aktuellste Scheibe aufzugreifen und auf Ohrentauglichkeit zu checken, folgt nun der Finalgang zum aktuellen Album "Bunt ist besser". 

Die Eckdaten rund um die Band dürften den eifrigen schafe-schuesse.de Stammlesern nicht fremd sein, weshalb ich dieses Mal auf dem Direktweg zum Album komme. 

Was "Bunt ist besser" angeht, lebt das Artwork vom Comicstyle und bietet sämtliche Songtexte für den Hörer. An Gästen haben Abbruch hier genau genommen ihre Trio-Konstellation zu einer insgesamt (Band mitgezählt) 10-köpfigen Kapelle aufgepimpt. Muss man auch erst einmal wagen, zumal die Instrumtierung von der schon dazugehörigen Geige über Klavier, Trompete, Posaune, Banjo, Akkordeon (hier ist Dawa von Die Wallerts dabei) bis hin zur Klarinette, womit man schon weit über Ska hinaus ist. Die Punk Rock Polizei wird nun fragen, ob eine Punk Rock Band das darf? - Einfach mal grundentspannen, erlaubt ist alles, was gefällt. Das Ding mit der Musik und der Geschmackssache, Ihr wisst schon. ;-)

Die grosse Frage bei diesem Album (die mittlerweile 5. Veröffentlichung; sofern ich richtig gezählt habe?!) lag eher darin in wiefern Abbruch sich nach vorn entwickelt haben. Sicher, Meinungen sind subjektiv, so viel direkt vorweg, allerdings sind Abbruch auch keine Unbekannten für das schafe-schuesse.de Haus. 

"HC/KC" (Track 1; Anspieltip I) jedenfalls prügelt erst mal wie ein "Wow!" Gewitter durch den Raum und lässt selbst mich staunen. Steht diesen Jungs ungeahnt gut! Allerdings ist "Kuckuck" (Track 2) definitiv mehr Abbruch-gewohnter Stil. Immer noch auf den Spuren von den Ärzten, Abstürzenden Brieftauben oder auch den nicht ganz so bekannten Arbeitslosen Bauarbeitern. Mischt man all' diese Bands ordentlich durch und lässt die Gebrüder Behrendt (Gitarre/Gesang/Bass) und René Hardt (Schlagzeug/Gesang) eigene Akkorde und Texte hinzugeben, kommt dabei Abbruch raus. Ein Rezept, das seit Jahren funktioniert. Das Ganze natürlich nicht ohne alle erwähnten Instrumentalisten auf diesem Album, was die Mucke auch fetter macht - "Carpe Diem" (Track 3; Anspieltip II) frönt in leichtherzigem Skalauf, der abwechslungsreich gehalten ist. 

Balladenartig beginnt "Der Weg" (Track 4), rockt sich dann aber die Gedanken wie Motten aus dem löchrigen Jacket. Textlich nicht gerade der grosse Wurf, dafür aber musikalisch livetauglich. Musikalisch kann man Abbruch absolut bescheinigen gewachsen zu sein, da hört man schon auch mal Einflüsse wie Alarmsignal raus -"Veränderung" (Track 5; Anspieltip III)-, was dem Abwechslungsreichtum zuspielt und der monoton-drohenden Langeweile von der Schippe springt. Es sind bestimmte Stellen in den Songs, die ein wenig unglücklich rüberkommen. Glücklicherweise allerdings sind diese so kurz, dass die Kurve gerade so gebogen wird. Da zwiespaltet ein grossartiger Songtext schon mal in etwas schrägen Frohsinnsrahmen -"Saurer Apfel" (Track 7).

Abbruch springen ein wenig im Switch-Bad der Stimmungen. Ob in "Schlachtrufe BRD"-tauglichem Lauf -"Angst" (Track 8; Anspieltip IV)- mit klasse Gitarrensoli(!), kleinen Irish Folk Einflüssen -"Statussymboltanz" (Track 9) oder eben schnödem Punk Rock, bei dem der Songtext egalisiert wird -"Grau" (Track 10). Es sind auch mehr die musikalischen Überraschungsmomente, die Abbruch Punk-ten lassen. "Das weinende Riesenrad" (Track 11; Anspieltip V) ist z. B. solch' ein Moment. Spontan denke ich bei diesem Finallauf gerade bei diesem Song an ProvinzTheater und deren Wohnzimmer-Theater-Charme. Der Albumtitel "Bunt is besser" ist zwar Ansichtssache, aber bunt gemischt ist dieses Album auf jeden Fall, was ein klein wenig Compilation-/Mixtapeflair innehat. Da kann es schon mal passieren, dass eine musikalische Möwe kurz was von Meer suggeriert - "Jolly Roger" (Track 13), dann aber mit folk-rockigem Tanzbein abbiegt.

Abbruch haben aber die Punkkante nicht verlernt, was vor allem die The Exploited beeinflussten Läufe bei "Zwang" (Track 14; Anspieltip VI) unterstreichen. By the way eines meiner Favoriten auf diesem Album. Etwas Country-Folk gefällig? Dann einfach in die ersten Parts von "Ökolomie" (Track 15) einchecken, das im weiteren Verlauf allerdings ins Chaotische abtaucht und sogar russische Einflüsse in den Farbeimer wirft. Mit "Danke" (Track 16) endet nach 41:32 Minuten dieser Ausflug in die Buntmalerabteilung. Musikalisch facettenreich durchtränkt, so dass man diese Scheibe ganz gut ab und an mal als Hintergrundbeschallung laufen lassen kann.

6,37/10 Schafe Schüsse

(Abbruch Records/Impact Records/Broken Silence 2.015)

http://www.abbruch-records.de/

https://www.facebook.com/abbruch.musik/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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