Boykott sind schon `ne gute Weile am Start, immerhin sind sie im 13. Jahr seit "Projektgründung" (O-Ton Bandbio). Seltsamerweise traf man sich auch erstmals in diesem Jahr (zumindest bewusster), doch der späte Wurm frisst den Vogel, weil er hungrig ist. Und so ist es mir quasi ein Muss in Sachen Ancheckerei deren noch aktuelles Album mal auf den Prüfstand zu stellen. "B"-Konzeptionell haben die Wahlberliner zwar ähnliches am Start wie meine Wenigkeit das seit den frühen '90ern tut, aber die Details und Beweggründe/ Herkünfte dürften hier definitiv gänzlich anderer Natur sein. Und damit komme ich mal zur Mucke selbst. Schon das Intro hat Klasse! ;-) Angriff ist die beste Verteidigung. Direkt als Opener gibt es "Letzte Grüße" (Track 1) an die überhypten Deutsch Rock Möchtegerns hierzulande. Und wenn Boykott schon einmal ihren kleinen Feldzug in`s Rollen gebracht haben, rollt man direkt vor die Kirchen und schmettert "In Gottes Namen" (Track 2), das meines Erachtens nichts für konservativ-religiöse Hardliner ist. Bislang klingt dieses Album, sicher nicht zuletzt dank des Masterings von Dirk Burke (Lakesidestudio). Der Sound kommt zeitgemäß frisch aus den Boxen und geht schwer in Ordnung. Den ersten ausser-planmäßigen Stop mache ich bei "Hormone" (Track 3) bei dem es ordentlich schiebt und groovt. Hier sind echte Metal-Riffanteile am Start und dürften auch bei vielen Ohren auf easy Empfangsstimmung stossen?! Ein wenig Schweisser-ver-cyberte-Riffing-Atmosphäre folgt mit "Du (Selbst-Mit-Leid)" (Track 4) zu Fuße und baut den Metal-Zug aus. Spätestens jetzt fällt mir einmal wieder (bzw. einmal mehr) in den nicht-effekt-vernaschten Passagen von Sänger Matthias Schulze  die stimmliche Nähe zum Fronter von Absturz auf, was ich aber eher dem Zufall zuschreibe. Gut arrangierte Balladen, die auch noch gut gesungen werden, sind heutzutage meines Erachtens Mangelware bzw. zu oft viel zu sehr am Mainstream orientiert, doch was Boykott mit "Warten" (Track 5) bringen, darf mit "echt gut!" beschrieben werden. Langweilig wird es nicht, im Gegenteil: Davon können sich `ne Menge Bands eine GROSSE Scheibe abschneiden! Albummmitte, Zeit zum Durchatmen - "HC_Master (Instrumental)", die Instrumentalfraktion groovt weiter. "Inzwei/Hälften" (Track 7) zieht zwar bei den ersten Durchläufen eher "ganz okay" vorbei, entpuppt sich aber auf längeren Hör zum echten Hängenbleiber. Ganz anders sieht das bei "Was gestern war (ist morgen nicht mehr da)" (Track 8; Anspieltip I), das direkt zündet, trotz leicht bedrückender-nachdenklicher Stimmung, die aber fett umgesetzt wurde. Genau solche authentischen, lebensechten Songs sind es, die mit all´ dem Chart-Mainstream-Pseudoballadenmüll den Boden aufwischen können, einfach, weil hier nichts aufgesetzt wirkt. Stilistisch recht nah am Der W-Stil. Logisch, dass nun der Rockpegel wieder nach Futter verlangt und mit "Ohne Kurs kein Ziel" (Track 9; Anspieltip II) auch die volle Bedienung erfährt, wenngleich auch hier etwas Absturz-Nähe drinsteckt, die aber von klasse Gitarrenspiel (inkl. Soli) von Rico Fiedel veredelt wird. Boykott drehen in Richtung Zielgerade noch mal eine Nuance mehr auf. Coverversionen gibt es heutzutage en Masse, aber Dimple Minds mit "Durstige Männer" (Track 11; Anspieltip III) zu huldigen, hat Daumen hoch-Wert, zumal Boykott zwar eine aufgefrischte (aber trotzdem nah am Original gehaltene-) Version eingefräst haben. Diesen Spagat schafft nicht jede Band. Das Albumtitelstück an die letzte Stelle in`s Set zu packen, ist so ungewöhnlich wie selten, aber vielleicht ist genau DAS der ominöse "Plan B" (Track 12)? Entdecken und checken! Besonders die zweite Albumhälfte hat`s fett in sich, während die erste Albumhälfte sich zwar deutlich vom Einheitsbrei sämtlicher Bands dieses Genres abhebt, aber trotzdem noch nicht das volle Brett dieser Band zu 100% rausgelassen hat. Fazit: Cooles Album. Ich bin gespannt auf das nächste Werk!

7,7/ 10 Schafe Schüsse

(KB Records/ Cargo Records/ Burnout Records)

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Danny B