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PYOGENESIS "A Kingdom To Disappear"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2017

Label: 

Genre(s): 

Es gibt Bands, die einen schon lange, lange Zeit begleiten, im Falle von Pyogenesis dürften das schon satte 23-24 Jahre sein (was mich angeht). Wow! 

Was mit der Liebe zu Death Metal (inkl. melodischer Hooks) begann, führte über Goth Rock/Metal, Alternative Pop und Punk Rock bis ins stilreiche Heute. Pyogenesis sind tatsächlich hierzulande eine der sehr wenigen Bands, die den Stil spielten, auf den sie gerade Bock hatten. Musikalisch so korsettfrei zu sein, erlaubten sich nur wenige Bands. Am Rezept für finanziellen Erfolg schrieben diverse Labels und Bands/Acts über viele Jahre mit, während Pyogenesis ihr ganz eigenwilliges Rezept schrieben. Was lange währt... 

Dass sie dabei bzw. genau genommen Flo V. Schwarz (*einzig verbliebenes Originalmitglied) jede Menge Dreck bzgl. Pyogenesis gefressen hat, sei nicht nur nebenbei erwähnt. Doch genau DAS macht den Esprit von Pyogenesis u. a. auch aus. 

Als es dann vor gar nicht allzu langer Zeit kurzzeitig hieß, dass Tim "Asmodeus" Eierman (*bis 1.998 git.+voc.; ex-Liquido) zurück an Bord sei, hatte das etwas von einem innere-temporären Freudentanz, zumal sich die Stimmen von Flo V. Schwarz und Tim Eiermann über viele Alben hinweg perfekt im Gesamtsound ergänzten. Ehrlich gesagt hätte ich never ever auch nur im Traum daran zu glauben gewagt, dass es irgendeine andere (Growl-)Stimme geben könnte, die auch nur ansatzweise so gut zu der von Flo passen könnte/würde.

Als ich dann aber irgendwann den ersten Teaser und die erste Single-Videoauskopplung aus diesem Album hier hörte, musste ich mich eines Besseren belehren lassen und das wie nach Pyo-hauseigenem Lehrbuch. 

Das stilistisch wegebnende Vorgängeralbum "A Century In The Curse Of Time" (*2.015) war (trotz Charteinstieg) ungehört an mir vorbeigeschossen wie eine Sternschnuppe, umso mehr war und ist es ein Must Do das nun brandneue Album mitzunehmen. Alte Hörliebschaften rosten eben nur bedingt oder selten. ;-)

Somit war mein Ausgangspunkt das eher Punk Rock-ige Album "She Makes Me Wish I Had a Gun" (*2.002), das für mich persönlich zu den "Lovies" in der Pyogenesis Gesamtwerkschau gehört. Umso erfrischender war bzw. ist die aktuelle Stilauslegung/-entwicklung der Pyo-men, die irgendwo zwischen Steampunk, Metal und "Sweet X-Rated Nothings"/"Twinaleblood" Weiterentwicklungen liegen, was bereits beim steamig-düsteren "Sleep Is Good (Intro)" (Track 1) ein wenig Ahnungshauch zu verstreuen weiß, um mit "Every Man For Himself And God Against All" (Track 2) mit Schmackes und Death Metal affinem Bollwerk loszubrechen, um auch Raum für die melodischen Gesänge von Flo zu schaffen. Erstaunlich wie viel tiefer die Growl-Abteilung hierbei geht, die den Bodensatz im Magen wegzufegen imstande ist. Ein echtes, erstes Achtungs-Wow auf 3:53 Minuten. 

Nach diesem krassen Brettereinstieg kredenzen Pyogenesis den düster-streamigen Groove-Riffer "I Have Seen My Soul" (Track 3; Anspieltip I). Zwischen kraftvoll und verletztlich, ausbalancierend und sich kraftvoll abstoßend wie ein Klippenspringer, springt hier der sofortzündende Funke mit Direktgang über und entflammt alten Hörgenuß, während aller Rost vom Herzen im Ohrzentrum abgesprengt wird. Ältere Pyo-Fans werden sich wie wiedererweckt fühlen, zumal auch "It's Too Late (A Kingdom To Disappear)" (Track 4; Anspieltip II) keine schwachen Momente aufkommen lässt und die alten Pyogenesis Stärken voll durchatmen lässt und trotz aller düsteren Rahmen jede Menge Licht empfinden freilässt, was angesichts des (Album-)Titels etwas paradox anmuten mag. Musikalisch ist diese Konstellation im Pyo Camp über jeden Zweifel erhaben.

Auch die ruhigeren, balladeskeren Töne haben Pyogenesis nicht gänzlich verworfen. "New Helvetia" (Track 5) entführt in verträumt-nostalgische Wolkenfelder an fernen Horizonten, während das Luftschiff seine Reise in sachten Winden fortführt. Wenn man so will, kann man "New Helvetia" auch als Brücke zum kurzem Durchatmen hernehmen, um den epischen Auftakt von "That's When Everybody Gets Hurt" (Track 6; Anspieltip III) vollends in sich aufsaugen zu können. Engelsgleich, horizontweit, während Bass und Schlagzeug die Basis aller Wellenweiten bilden. Selten habe ich solch' ein ergreifendes himmlisches Epos vertonter Art gehört. BIG WOW Übersong! Man sagt Musik bestünde aus den Stimmen der Götter, in diesem Falle kann man das absolut so sagen.

Logisch, dass es "We (1848)" (Track 7) ziemlich schwer hat vom ersten Ton an (neu) mitzunehmen, aber so in etwa ab Hälfte des Stückes ist man wieder im Pyo-Sound zurück/drin. Musikalisch flankenfest im Sattel ergänzen sich die Arrangements immer wieder in verschmelzender Symbiose, dass man dieses Album schlichtweg nur zur Oberliga der 2.017 veröffentlichten Alben zählen kann - alles andere wäre Frevelei. Etwas tiefertönige Metal Kost mit Death Metal Auslage servieren die PYO-neers erst mit dem leicht an Amorphis erinnerenden "Blaze, My Northern Flame" (Track 8; Anspieltip IV) wieder, das mit Catchiness und ordentlich Bums unter'm Zylinder seine explosiven Momente hat. 

Etwas zwiegespalten zwischen "leider" und "okay" kommt mit "Everlasting Pain" (Track 9; Anspieltip V) das bereits letzte Stück auf "A Kingdom To Disappear", das allerdings   vorab schon eine Spielzeit von 13:14 Minuten ankündigt. Ältere Pyo-Fans dürften da etwas "Hidden"-humoriges mutmaßen (ich denke da an "Sweet X-Rated Nothings" und den Pyo-Humor). Doch zunächst geht es opulent bis episch zaghaft in Richtung Horizont, neuen Himmelweiten entgegen, dorthin, wo die Sonne an neuen Tagen anderer Zeiten aufzugehen verspricht. Immer wieder beeindrucken die kraftvollen Vocalparts, die mit dermaßen leidenschaftlichen Druck aus dem Innern kommen, dass man als Hörer regelrecht demütig Freudentränchen weg-/verdrückt, weil man dieses megastarke Album noch miterleben darf. Für so viel Feingespür und Leidenschaft haben Pyogenesis sich jede/-n Hörer/-in und jeden Punkt absolut verdient erspielt. They R finally back. :-)

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/10 Schafe Schüsse

 

(AFM Records/Soulfood 2.017)

http://pyogenesis.com/

https://www.facebook.com/pyogenesis/

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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