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VORSICHT STUFE "Oi!Mania"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

01-2017

Label: 

Genre(s): 

"DIY & Ficken Oi!" heißt es O-tönend im Booklet. "Saufen, Ficken, OI!"? - ist das nicht etwas zu sehr von Vorgestern? Schwierig, schwierig... Vorsicht Stufe tragen es aber mit futschidurchtränktem Humor und bekennen sich (ähnlich wie Diva Kollektiv) zum eher nicht so bekannten Fußballverein Tennis Borussia Berlin. Vielleicht entsteht ja hierbei sogar so etwas wie der kleine Bruder/Schwester vom FC St. Pauli? Berlin ist groß genug für mehrere Clubs. 

Doch zurück zu Vorsicht Stufe, die hier vielleicht sogar vom Bandnamen her eine Band auf die Rolle nehmen, die eine Stufe zu weit nacht rechts gegangen ist und dort in ihrer Dummheit hocken geblieben ist. 

Vorsicht Stufe selbst setzen auf "Sex, Hugs & Rock 'N' Roll" und sehen sich im Oi und Punk der '80er Jahre verortet, was sie seit April 2.012 aktiv als Band umzusetzen versuchen. Die Dame am Mikro kennt man von diversen Punkkonzerten in Berlin bei denen man sie nicht selten in der ersten Reihe das Bier schwingend mitgröhlte. Der Rest der Kombo ist mir allerdings (auch vom Sehen) völlig unbekannt. 

Eines sei vor dem Finalgang noch angemerkt, ohne die Band dissen zu wollen - der Hörer sollte keine tiefenphilosophischen Texte erwarten. Wer aber auf dreckigen "Party"-Oi alias Pöbel & Gesocks steht, sollte hier mal einchecken. 

Bereits der Opener "Vorsicht Stufe" (Track 1) bringt das schlagende Argument - den ProberaumPunkSound der '80er im Gepäck, zwinkert man auch die einfachen Texte zunächst einmal wohlwollend weg. Querverweise zu den frühen Onkelz gibt es genauso wie die Absage an die, die den Sinn der Oi-Bewegung falsch ausgelegt/verstanden haben. "Skins und Punks" (Track 2) bringt sogar kleine Ska-Ansätze ein, zwar auf recht einfache Weise, dafür aber locker und nicht zu sauber gespielt. Sicher, es mutet leicht schräg auf den ersten Hör an und die Texte hat man in den eigenen Anfangsjahren von diversen Bands mit ähnlich solidem Wortlaut gehört - "Tod in der Eckkneipe" (Track 3), aber genau das machte es früher eben auch aus. Ob sich dieses alte Rezept auch heutzutage noch gegen tausende andere Bands durchsetzen kann, wird sich zeigen. 

Dem folgenden "Ein Leben lang" (Track 4) und dem "Fußball, Ficken, Alkohol" Getöhle kann ich persönlich nichts abgewinnen. Wenn es "Nicht-Anspieltips" gäbe, wäre dieser Song definitiv dabei. Der Schleim-Keim-nahe Sound ist das große Plus dieser Combo, die diese Scheibe übrigens in ihrem Proberaum aufgenommen hat, dafür aber eben genau diesen '80er Sound innehat. Da überrascht eine Art Ballade wie "Tag & Nacht" (Track 5; Anspieltip I) regelrecht. Ich staune dass Sängerin Katja stellenweise besser singt als ich es von diversen Konzerten manchmal in der ersten Reihe von ihr hörte, so wie es bei "Bei TeBe" (Track 6) im ersten Satz angedeutet wird. 

Mit "Wixen statt beten" (Track 7) mischt sich ein Kassierer-Assel-Absturz-in-den-Keller-Gemisch. Der nächste Nicht-Anspieltip. Dann lieber nur süffig - "Futschi fetzt" (Track 8). Vielleicht bin ich auch einfach nur viel zu nüchtern für Vorsicht Stufe? Vermutlich beschreibt man beim Albumtitelstück "Oi!Mania" (Track 9) die Geschichte der Bandgründung und seine etwas eigensinnige Sicht auf den eigenen Way Of Life in Sachen Oi Movement. Mir persönlich klingt das Stück etwas zu lieblos runtergedaddelt. Kann man schon machen, ist dann halt nur kontraproduktiv. Nun ja... auch "(K)ein Bier vor Vier" (Track 10) macht es nicht besser, zumal man hier schon recht offen zu Normahl geschielt hat. "Saufen, Fußball..." ist das wirklich der einzige Lebensinhalt? Man hat angehörs der Texte immer mehr/wieder das Gefühl eine Schülerband zu hören. -"Festivalliebe" (Track 11)- Musikalisch, wie auch textlich wird das allenfalls für den Dauerstatus einer Partyband reichen, bei der alle vorglühen, so dass es egal ist wer spielt.

 

"Wir" (Track 12) macht den Westen Berlins dann auch nur noch einsamer. Teils merkt man hier und da die unterschiedlichen Aufnahmeetappen, die sich im Sound niederschlugen. Zumindest tönt es soundmäßig so wenigstens etwas satter - "Besoffen sein" (Track 13; Anspieltip I). Ein kleiner Trost. Vergesst "Wir fahr'n in den Puff nach Barcelona" - "Nuttenparty" (Track 14) versucht mit "Heute geb' ich mir den Rest bei der Nuttenparty in Budapest" noch tiefer zu stapeln. Angesoffen mag das vielleicht witzig sein, nüchtern gehört, gräbt sich selbst das Niveau flüchtend durch den Kellerboden. Schade, denn bei dem Sound hätte man mit etwas kritischeren Themen wie es zumindest "1. Mai" (Track 15) so einen kleinen, halben Schritt in diese Richtung hergibt, mehr reißen können. 

Songs wie "Vorhautpolka" (Track 16) hätte man sich genauso wie "Pennerpunk" (Track 17) man sich sparen können. Über "Vorhautpolka" kann man ja vielleicht noch lachend verhandeln (Das Kopfkino kriegt man aber trotzdem nicht weg! Macht den Film aus bitte!), aber "Pennerpunk" geht mir persönlich eindeutig zu weit. 

Alles in allem ein Album, das soundmäßig (wie bereits erwähnt) an Schleim-Keim erinnert, textlich aber mehr als unterirdisch belanglos, flachgeistig verstrahlt vor sich hindümpelt. Daher sind die wenigen Punkte allein dem rein instrumentalen Sound (inkl. Rotzgesang) zu verdanken. Wie viel von Vorsicht Stufe dann am Ende tatsächlich mit Oi! als Way Of Life zutun hat/ist, bleibt eine offene Frage. 

 

3,5/10 Schafe Schüsse

(Anarchy Of Sound Records/Chaos Kombinat Production 2.016)

https://www.facebook.com/vorsichtstufeoi/

Danny B

Schaf Schüsse: 

3
Eigene Bewertung: 3

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