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THE TIPS "Twists 'N' Turns"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2016

Label: 

Genre(s): 

In diesem Jahr freue ich mich immer wieder über musikalisches Neuland, stilistisch, wie auch in Sachen Bands, von denen ich bislang weder Notiz nahm, geschweige denn je hörte. Genau so erging es mir mit dem Düsseldorfer Reggae Rock Trio The Tips, die bereits in den Labelhafen eingelaufen sind und bislang zwei Releases (seit ihrer Bandgründung 2.008) rausgebracht haben. Da es aber Qualität, statt Quantität bringt, sollte das vorliegende Drittwerk "Twists 'N' Turns" (der Albumtitel ist ein waschechter Zungenverknoter!) auch den Stand der Band verorten können. Das berühmt-berüchtigte Drittwerk...

Bereits beim Opener "Birds In Trees (feat. Benji Webbe)" (Track 1; Anspieltip I) erhält das Trio amtliche Unterstützung von Skindred Frontmann Benji Webbe und kann damit nur gewinnen. Der Song wurde übrigens auch als Videoclip umgesetzt. Rein musikalisch tönen The Tips hier (fast logisch) nahe an Skindred, können aber dank eigener Nuancierungen auch ordentlich Düsseldorfer Punkcharme/Strassendreck untermischen, was dem Song noch einen zusätzlichen Kick gibt. Mit "Leaving Home" (Track 2) geht dann quasi das eigentliche Album los und begibt sich in Reggae typische Bahnen. Zugegeben, es ist nicht gerade einfach Reggaemucke so abwechslungsreich zu gestalten, dass man das Gefühl hat etwas Neues zu hören, jedoch gelingt das The Tips erstaunlicherweise ausgesprochen gut. Zwar geht es ähnlich wie bei "Leaving Home" auch in "Wasting Home" (Track 3) eher ruhiger zu, allerdings mischt sich hier sogar etwas Pop unter, so dass der Song locker im Radio laufen könnte, wenngleich der Songtext z. T. ein Klischee bedient.

Während ich dem deutlich temporeicheren "Chosen Fool" (Track 4; Anspieltip II) lausche und plötzlich feststelle, dass ich mit Reggae (seit der privaten Neuentdeckung von Bob Marley im letzten Jahr) mittlerweile ganz gut kann, was vor ein paar Jahren noch völlig anders war. The Tips öffnen damit also auch weitere Türen für dieses Genres, zumindest bei mir, was wiederum für deren musikalischen Qualitäten spricht, denn einfach hat man's mit mir definitiv nicht! 

Etwas punkiger wird es mit "Johnnys Song" (Track 5), was weiterhin der bunten Stilmischung zuspielt, wenngleich Reggae-typische Parts natürlich weiterhin vorkommen, vor allem die Gitarrensoli bestechen mit Wohlklang. Es sind die geschichtenartig erzählten Stories, die diesen lockeren Flow erzeugen, aber dennoch eine Menge preisgeben und wie in "If Want You To" (Track 6; Anspieltip III) einen Einblick hinter den Vorhang ins Seelenleben von The Tips geben. 

Etwas Marley-Flair kommt dennoch auf, zumindest für den Laien. Spätestens "City Lights" (Track 7; Anspieltip IV) lässt auch etwas nachdenklichere Atmosphäre zu, die zwischen etwas schwereren Schritten und einer fast schon sehnsuchtsgeschwängerten Stimmung pendelt. 

Nicht so einfach da die Kurve zu kriegen, weshalb The Tips gar nicht erst den Versuch unternehmen und mit "Alien" (Track 8) in gefühlte Slow Motion übergehen. Die Thematik allerdings ist nach wie vor wichtig. Von der sogenannten "Flüchtlingsthematik" bis hin zur kapitel-systematischen Aussaug-Gesellschaft beleuchten The Tips ihre Blickwinkel, die vielen da draußen aus der Seele sprechen dürften. Dennoch ist das Tempo von "Alien" eher im Schlaftablettenbereich. Gut, dass "Parade" (Track 9; Anspieltip V) im Direktanschluss verlorenen Boden zurückholt und vor allem in deren Liveset von einen Stammplatz finden dürfte. Man glaubt zunächst, dass man vom musikalischen Spektrum her alles gehört hat, bis man mit "Do It Right" (Track 10) und dem '60er/'70er Gedächtnis-Rock-Gitarrenlauf überrascht wird, der so ein klein wenig an Hendrix erinnert, bevor es sogar in Skaflair mündet. Stimmungsaufheller frei Haus, bevor es mit dem funky "Back In The Days" (Track 11; Anspieltip VI) und dem brillanten "Still Turning" (Track 12; Anspieltip VII), der zu meinem persönlichen Favorit auf diesem Album avoncierte, zuende geht. 

Ein überraschend starkes Album, zumal ich (offen gestanden) es mit wenig Erwartung(en) anging. Vielleicht war der Abschluss mit Gänsehaut und Tränen im Augenwinkel ausschlaggebend?

 

9,0/10 Schafe Schüsse

(Long Beach Records Europe/Broken Silence 2.016)

http://thetips.de/

https://www.facebook.com/thetipsofficial

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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