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UNTOTEN "Grabsteinland 5, Die Rückkehr"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2015

Label: 

Genre(s): 

Mittlerweile bereits satte 21 Jahre untot(en) führen die Untoten aus der Hauptstadt heraus bzw. auch Santanyi (Mallorca; Balearische Inseln) durch düster-dunkle Romantiklandschaften in Geschichtenform, die stets von leidenschaftlich-schönen Artworks und Texten garniert zu einem Hörspielerlebnis werden, als sei es ein Hörbuch der ganz anderen, besonderen Art. Kenner der frühen Untoten Jahre wissen natürlich um so manches liebevoll gedruckte (Begleit-)Werk, was vor allem in Gothickreisen hohen Anklang/ Absatz fand und heutzutage als Kult gilt. Die Untoten jedenfalls waren, sind (und bleiben vermutlich) eine Band, die sich aus dem Staub anderer-, nicht allzu leichter Wege erhoben hat und an der Stilfindung selbst gewachsen ist. Hörbar gut nachzuvollziehen, wenn man deren Backkatalog durchgeht. 

Um aber nun auch auf das vorliegende Neuwerk aus der Grabsteinlandreihe zu kommen, muss man ins Jahr 2.003 zurückgehen, in dem dieses konzeptionelle(?) Neuland erschlossen wurde, damals bereits mit grossem Erfolg. Trotz dessen, dass Untoten kaum eine wirkliche Auszeit/ Pause eingelegt haben, erscheint mir der Beititel "Die Rückkehr" zu diesem fünften (aktuellen) Kapitel der "Grabsteinland" Reihe doppelt Sinn zu machen, zumal ich Untoten zuletzt bewusst um 2.009 rum mit "Grabsteinland IV, Die Schwarze Feder" wahrgenommen habe. Offenbar gibt es da einigen Nachholbedarf meinerseits, doch das soll hier nicht weiter thematisiert werden.

Zwar zeigt sich auch "Grabsteinland V, Die Rückkehr" in gewohnt schaurig-schönem Gewand, was die Artworks angeht, wirkt aber insgesamt lebendiger, was im Kontext mit dem Bandnamen etwas paradox klingen mag?! Das Konzept selbst ist von vornherein klar. Warum sollte man auch bewährt-vertrautes ändern?! Der schmale Grat schwingt zwar mit, zumal sich die Menschen heutzutage schnell langweilen bzw. scheinbar den Blick mit dem Herzen auf künstlerische Leidenschaft(en) immer öfter verlieren, aber solange es noch Künstler wie Untoten gibt, die mit viel Herzblut den Weg weitergehen, besteht auch noch Hoffnung, die dem drohenden Verfall des Spürsinns für schöne Leidenschaften entgegen wirkt.

Schon die Art Dinge auszudrücken, beschert(e) Untoten eine Alleinstellungsebene inmitten der Musikindustrie, was mittels des Opener "Erdenwurm" (Track 1) bereits sein erstes, aktuelles Beispiel findet. Das 1:26 Minute kurze Intro öffnet die Tore zum fiktiven Grabsteinland neu. Die Einleitung im Booklet sollte man dazu am Besten parallel lesen, bevor man mit "Nur du allein" (Track 2; Anspieltip I) mitten in der Grabsteinlandflurweiten steht und die kühle Stimme von Greta Csatlos, die noch immer an Zarah Leander (R.I.P.) erinnert, den Hörergeist entführt. Für einen Opener geht "Nur du allein" schon erstaunlich gut ins Ohr, was mit einem guten Buch vergleichbar ist, denn fesseln die ersten Buchseiten nicht, entsteht möglicherweise nicht der volle Zauber sanfter Fesseln?! Verträumt, mit einem Hauch Wehmut liegt "Wenn das Eis zerbricht" (Track 3) brach und bringt dennoch sanftmütig Hoffnung mit. Zeilen wie "Dein Reich gebaut auf Sand, hält meiner Liebe stand, schau' unter Steinen nach, ob du sie finden kannst...; Doch wenn das Eis zerbricht, spürst du die Kälte nicht..." sind es, die eine angenehm poetische Tiefe in gewohnter Untoten Qualität frei atmen lassen. 

"Waldgänger" (Track 4; Anspieltip II) lässt sogar modernen Chanson mit einer melodiösen (Pop?) Note verschmelzen. Der perfekte Soundtrack für herbstliche/ winterliche Tage, egal ob für zu Hause, unterwegs oder den Club der Wahl. Wenn man zwischen den Zeilen mitliest, kann man sogar mehr von den zwischenzeitlichen Entwicklungen innerhalb der Grabsteinlandschaft wahrnehmen. Der Rabe, der den Wolf in liebevoller Treue begleitet. "Mit eigenen Augen" (Track 5) lässt sogar stellenweise den Blick über das Grabsteinland hinaus schweifen und die Wolfswege aus neuen Blickwinkeln erscheinen. Nicht nur, dass es der getragene Zauber der Musik Schritt um Schritt mit jedem Wort voranträgt, nein, auch der Gesang von Greta Csatlos zeigt sich variationsreich wie eh und je - sehnsüchtig, fast jammernd, geheimnisvoll flüsternd, dahingleitend. Schon an diesem Punkt wurde bereits beim ersten Durchlauf klar, dass hier ein grosses, homogen-fliessendes Werk gelungen ist, vielleicht sogar das bislang beste Album der Untoten? (subjektiv betrachtet)

Ein wenig Dramaturgie gehört dennoch dazu, auch dieses Mal - "Der geheime Ort" (Track 6), jedoch geht es zu keinem Zeitpunkt platt zu, sondern mit spürbarer Sinnestiefe, was u. a. den roten Faden in Sachen Stimmung/ Sound dieses Albums ausmacht. Jeder Song ist Teil dieses neuen Reisekapitels durch dieses verzaubernde Land aus Gedanken, Erinnerungen, Umblicke und fiktiven Figuren. Erst bei "Ein Vers geblieben" (Track 7) kommt Multiinstrumentalist David A. Line wie aus dem Schatten der Stille heraus ans Mikro und gibt der Reise eine weitere Klangfarbe mit, die zu "Die Wölfe des Abends" (Track 8) führt und leicht unheilschwanger von im Zentrum stehenden Pianoklängen getragen zu traurigen Wölfen führen. Wäre dieses Lied nicht fiktiv, könnte man diesen Song aktuell auch zeitgeschichtlich interpretieren, allerdings bin ich mir felsenfest sicher, dass Untoten dies' nicht im Sinn hatten, als sie den Wölfen zuhörten. Das folgende instrumentale Zwischenspiel "Dirge" (Track 9) führt zu menschlichen Neigungen, die man, auch angesichts der derzeitigen Realität nicht besser umschreiben könnte - "Wolfsblut" (Track 10; Anspieltip III)-, wenngleich ich auch an den gleichnamigen Film denke. 

Mit dem Atem des Rudels im Nacken kommt "Eis" (Track 11) zum Vorschein, um in ergreifenden "Im Grabsteinland (Verzeih)" (Track 12; Anspieltip IV) zu münden, das mit majestätischer Anmut um die Ohren tönt. Diese Anmut lebt vor allem von der satten Instrumentierung und der spürbaren Nähe zu Greta Castalos' Stimme, so als stünde sie mit im selben Raum und würde ihre stimmlichen Flügel gallant ausbreiten. Eine Wolfsfrau eben. ;-) Die verbleibende Darbietung könnte nun eigentlich fast schon "schnuppe" sein, denn dieses Album ist wirklich rundum gelungen, zumindest für meine Ohren, jedoch gibt es mit "Pars Pro Toto" (Track 13; rein instrumental), dem Wegweiser aus dem Grabsteinland "Runenlied" (Track 14; Anspieltip V) und "Der Rabe" (Track 15) noch mehr Futter für Fantasie und Hörgenuss, das diesem Album die volle Punktekrone aufsetzt. 

Ich für meinen Teil bin begeistert und habe mit diesem Album den perfekten Soundtrack für die kommenden Weihnachts- und Wintertage, ähnlich einem guten Buch, das man immer wieder neu liest, weil es so fasziniert. Mission "Rückkehr" auf die Bildfläche gelungen!

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/ 10 Schafe Schüsse

 

(Von Grafenwald Records/ Soulfood 2.015)

http://www.vongrafenwald.de/

https://www.facebook.com/untoten.official/

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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