Krisiun (Bra), Requital (Ger), Decision (Ger)
@ K17, Berlin-Friedrichshain
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Samstag, 13.06. 2.015
Seltsamerweise war ich am Tag nach dem The Suburbs Gigbesuch am Vorabend erstaunlich fit, dafür aber leicht zwiegespalten für einige Momente. Mein Zwiespalt drehte sich um die Entscheidung wohin es am Abend gehen sollte?! Zur Auswahl stand(en) ein Akustikkonzert unter freiem Himmel mit Friedemann & Matze (von der Band COR) in Berlin-Buch und der ultimativen Death Metal Kelle von Krisiun in Berlin-F'Hain.
Beide Konzerte wären mit Wiedersehen verbunden. Ich entschied mich für einen guten Kompromiss, der so aussehen sollte, dass ich kurz ins K17 fahren wollte, um den Bros von Krisiun nach sage und schreibe 14 Jahren des einander Nichtsehens Hallo zu sagen und dann zu dem Open Air nach Berlin-Buch weiterzufahren, um auch Friedemann und Matze wiederzusehen. Doch unverhofft machte mir das Wetter einen fetten Strich durch den gutwilligen Kompromiss, denn kaum war ich am K17 angekommen, setzte ein Wolkenbruch ein, der Weltuntergangsstimmung in Bächen mitfliessen ließ. Kalle (Kopf von http://www.kalle-rock.de/), der im K17 arbeitet, schaute (noch vor dem Regen) kurz vor die Tür, während der Einlass noch nicht offiziell geöffnet war und eröffnete mir, dass die Krisiun Jungs noch im Hotel wären, was etwas mehr Wartezeit für mich bedeutete. So sprach Kalle und zog von dannen. Kaum war dieser verschwunden, setzte kannenweise Regen ein, ein Helm, der Böses dabei denkt. ;-) Kalle Petrus oder wie?
Eine kleine Gruppe eingefleischter Berliner Underground Metalheads (inkl. Hamony Dies/ First Aid Fronter Chris "Keks") standen buchstäblich mit dem Rücken zur (Haus-)Wand, um wenigstens etwas Schutz vor dem Regen zu finden. Einlasszeit war 20 Uhr. Die Security war bereits am Einlass positioniert, hatte aber offenbar die Order noch niemanden reinzulassen, was angefühls des Dauerregens ein unfaires Feeling aufkommen ließ. Diese kleine Kritik in Sachen Pünktlichkeit muss man sich im K17 leider gefallen lassen, zumal es hier um zahlende Kundschaft ging, die dem Club selbst nebenbei auch noch Authenzität in Sachen treu-loyaler Undergroundkundschaft zuverleiht. Genau von dieser Klientel lebt der Ruf des K17 als Bastion für die Berliner Subkultur seit Jahrzehnten.
Ich für meinen Teil hatte den Regenwolken als Vorboten des Kommenden recht früh geglaubt und einen frühen Platz unter einem etwas breiteren Vordach gefunden, wo ich bestens regengeschützt war. Ich wartete just auf die Einfahrt des Kleinbusses mit Krisiun. Meine Wartezeit erstreckte sich über gut 30 Minuten bis der weiße Kleinbus mit schwarzgetönten Scheiben auf's Gelände fuhr. Ich stellte mich kurz dem Tourmanager vor und erklärte mein Anliegen, worauf dieser mich kurzerhand mit Backstage bat. Keine grosse Sache, zumal ich auf "V.I.P." Gehabe etc. echt nichts gebe, aber doch sehr nett seinerseits. Die Krisiun Brüder eröffneten mir später im Gesprächsverlauf, dass sie in jenen Momenten (da saßen sie im Hinterteil des Kleinbusses) echt überlegen mussten woher man sich kannte, ihnen aber mein Gesicht vertraut/ bekannt vorkam.
Diesem Überlegungsmemory geschuldet könnt Ihr Euch vorstellen wie sich die leichten Fragezeichen in deren Mimik breitmachten als ich ihnen beim Aussteigen Hallo sagte. Man konnte den Groschen regelrecht fallen hören als ich das Rätsel auflöste und ihnen offerierte, dass ich damals (2.001) noch lange Haare hatte und für sie den Merch auf einer von deren ersten Deutschland Tourneen gemacht hatte. Genauer datiert war das im Juni 2.001. Das waren Tage, die ich nie vergessen habe, genauso wenig wie deren sich einbrennendes "Black Force Domain" und die Erklärung von Krisiun Fronter Alex bezgl. der Bedeutung und Herkunft des Bandnamens.
Die Jungs schienen dennoch leicht reserviert, möglicherweise waren sie auch "nur" müde? Wie ich später erfuhr, war dies u. a. dessen geschuldet, dass Alex (voc./ bass) nicht gänzlich fit (gesund) war und offenbar eine Erkältung mitschleppte, die seine Stimme bereits angegriffen hatte, weshalb er kaum etwas sagte. Moyses (git.) hingegen übernahm freundlich freudig für seinen Bruder und tauschte mit mir, genauso wie "Mad Max" (dr.) später, so einiges an witzigen Erinnerungen bei einem Bier aus.
Dennoch gab es auch Momente in denen es in dem Backstageraum regelrecht totenstill wurde und diese Stille etwas erdrückendes Feeling in mir aufkommen ließ. Ich wollte auf kein(st)en Fall stören und zog es dann ca. eine Stunde später vor, als die erste (Berliner) Vorband namens Decision bereits spielte, die Jungs noch ein wenig der Ruhe zu überlassen, um ganz für sich zu sein, bevor sie irgendwann auf die Bühne müssten, zumal Max eh schon in der Waagerechten auf der Bank lag und ein Powernap hielt. Jedoch wurde seine Ruhe immer wieder von Abwasserrohrgeräuschen gestört, die direkt zu den Toiletten in der Etage über dem Raum führten.
Ich bedankte mich herzlich, ließ noch ein Erinnerungsfoto schiessen und verließ den Backstageraum, um mir noch die letzten Decision Songs anzusehen. Während ich mir diese ansah, kam auch Fernanda (*ehem. Bassistin von Torture Pit; aktuell bei Forbidden Ideas und Calibre 12 aktiv), die auch aus Brasilien stammt und die Krisiun Jungs privat kennt und fragte wo die Jungs denn untergebracht wären? Ich führte sie kurzerhand zum Backstageraum, wo sie höflich klopfte und ihr eigenes Wiedersehen feiern konnte.
Die zweite Vorband Requital selbst punktete ganz ordentlich, zumindest erschienen sie mir um einiges reifer und stärker als ich es dunkel in Erinnerung hatte. Requital selbst hatte ich irgendwann mindestens (einmal mit Spawn zusammen) schon einmal gesehen. Ich weiß, solche Art Eindrücke sind immer subjektiv, weshalb ich jedem/ jeder nur raten kann sich selbst einen Eindruck zu machen. ;-) Die Zeit jedenfalls wurde dank lupenreiner Death Metal Abrisse wie "Abandon The Cattle" kein Opfer der Langeweile, im Gegenteil, wie sich auch anhand des bangfreudigen Publikums zeigte, was in Berlin ja nicht immer so easy ist. ;-)
Dennoch muss ich zugegeben, dass mich Berliner Metalkonzerte oft nicht mehr ganz so ins Netz der Begeisterung kriegen wie früher. Bin ich selbst schon zu verwöhnt oder liegt es nur an zuvielen Shows, die ich im Laufe der Jahre besucht habe??? Schwierig zu sagen an was das liegt?! Es gibt aber Bands wie z. B. Cryptopsy, Obituary oder meist auch Soulfly, die mich immer wieder begeistern. Sogar Axel Rudi Pell schaffte es letztes Jahr mich zu überraschen. Also an was mag es liegen? Die Musik stimmt meist und knallt gut vor die Wand, lediglich das manchmal zu coole Bühnenagieren vieler Metal Musiker will mich oft nicht so sehr begeistern. Nun ja wie auch immer, das soll ja auch keine Meckerei sein, sondern einfach mal eine offene Frage in den Raum stellen.
Es muss gegen 23:15 Uhr(?) gewesen sein, als der Umbau für Krisiun soweit durch war und die Lichter der Halle ausgingen, um den brasilianischen Hurrikan seines Amtes walten zu lassen. Mit "Kings Of Killing" vom '98er Zweitalbum "Apocalyptic Revelation" brach dann auch jegliche Zurückhaltung in der Halle wie eine zu straff gezogene Kette und ließ einen Triumphzug von selbigen zum nächsten Albumstop kommen, der ins Jahr 2.000 mittels "The Will To Potency" führte. Gerade mit dem Abstand von 14 Jahren des Nichtsehens, nimmt man die Präzision im Zusammenspiel der drei Brüder direkt neu wahr. Der Titel "Combustion Inferno" umschreibt ziemlich treffend das, was Krisiun live, sowie auf ihren Album zelebrieren. Voll auf die Zwölf mit durchdachtem Arrangement in Sachen Death Metal. Ich war zwar nicht allzu sehr erstaunt, dass Alex' Stimme nahezu voll am Start war, aber es rang mir doch erneut ordentlich Respekt ab. Es gibt nicht allzu viele Frontmänner, die trotz angeschlagener Gesundheit (inkl. angeschlagener Stimmbänder; er war echt heiser) genug Kraft und Energie abrufen können, um zumindest nach 95% des Machbaren zu klingen, aber in Alex' Fall ist sicher, dass er zu diesen Könnern gehört.
Mit "Descending Abomination", "Vegeance's Revelation", "Blood Of Lions" und "Vicious Wrath" gab es ordentlich Kellenmörtel auf die Ohren, dem man erst einmal gewachsen sein muss, während es Mosh-/ Cricle Pits und HeadbangerTetris im Rund vor der Bühne gab.
Wenn ich mich richtig entsinne, beschloss "Ways Of Barbarism" den offiziellen Setteil, möglicherweise war es aber auch "Ravager"?! An was ich mich aber definitiv noch lebhaft erinnere, ist die Tatsache, dass nach zögerlichem Staunen wie schnell die Zeit vergangen war, das Publikum einstimmig Zugabe forderte, die mit "Bloodcraft" den ultimativen Finalgang einläutete. Da passte das rohe "Ominous" bestens als brutaler Aperitifzuschlag, bevor das kultgewordene Titelstück "Black Force Domain" vom '95er Erstwerk der Brasilianer den Sack zuband.
Krisiun haben ihrem Namen alle Ehre gemacht und keinen (fiktiven) Stein auf dem anderen gelassen, trotz Müdigkeit und angeschlagener Gesundheit. Wen das nicht beeindruckt hat, der/ die merkt auch nicht, wenn es wie aus Eimern regnet. ;-)
Eine weitere B-Roadmeile, die tief reinging.
Euer Danny B.
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