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BIRTH OF JOY, Live At Ubu

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

06-2015

Label: 

Genre(s): 

Tatort: Niederlande. Tatverdächtig: Birth Of Joy, eine Band, die mir trotz der prestigeträchtigen Nominierung für den Edison Pop Award (der seit 1.960 in Holland verliehen wird) bis zu dieser Scheibe fremd waren. Und ist einem etwas fremd, geht man es entweder unbedarft neutral an oder aber man holt sich (wie in meinem Falle) wenigstens ein paar Basisfakten dazu, um ein runderes Vorabbild zu haben, wenn auch just grob. 

Das genaue Gründungsjahr bleibt vorerst nur als Vermutung im Raum, zumal die offiziellen Websites aktuell keine genaue Angabe hergeben, aber es muss wohl vor 2.010 datiert werden, wenn man nach den Releases von Birth Of Joy geht. 

Dieses Livealbum ist nun schon das 7. Release, dieses Mall allerdings als Livemitschnitt, was nach Konzertreisen rund um den Globus auch Sinn macht. Allein schon der Tenor des Albuminfotextes klingt nach einem bunten Strauß Mucke => "...Psychedelic Rock, Blues und Rock’N’Roll führt uns das Trio zurück in die gute alte Zeit von MC5, The Doors und Pink Floyd. Stoner, Grunge und Punk Einflüssen...", na holla der Waldschrat. Allein schon diese Mischung verfehlt ihre Wirkung nicht. Meinem Faible für gute Livealben könnte das ja vielleicht sogar zuträglich sein?!

"Sixties on Steroids - Psychedelic Organ Rock&Roll" also? (lt. deren Facebook Site) Na denn mal ab dafür! Schon allein das Coverartwork trifft meinen Nerv stimmig bis angenehm, wenn ich mich auch etwas an Guns 'N Roses' "Lies" Shirt erinnert fühlte. Mit "The Sound" (Track 1) öffnet sich derweil '70er zugeneigter Psychedelic Rock, von Hammond-Orgel und fettem Basssound gestützt, sowie obendrauf die tatsächlich in den '70er Sound passende Stimme von Kevin Stunnenberg. Ich muss schon ehrlich zugeben beeindruckend ist der Opener allemal, ich halte mich jedoch gerade am Anfang eines Albums mittlerweile gern zurück direkt überschwänglich zu werden. "Teeny Bopping" (Track 2) läuft etwas sludge-ig bis doomiger an, es wirkt fast schon ein wenig stoned, so als würde eine sogenannte "Krautrock"/ Psychedelic Rock Band mit angezogener Handbremse fahren, dennoch kann man einen Groove/ Drive nicht verleugnen, vom musikalischen Hochniveau des Trios mal ganz abgesehen. 

Und wenn man gedanklich/ gefühlsmäßig eh schon in den '70s ist, darf etwas Belzebub im Lack nicht fehlen - "Devils Paradise" (Track 3; Anspieltip I). Leicht rituell bis orientalisch wird die Atmosphäre schwer ausgereizt und gleitet leicht in psychedelisches Tripchaos ab, bis sich die nebulöse Stimmung lichtet und ein klarer Doom Rocksong tönt. Spontan geht der innere Suchlauf los an welche Bands mich dieser Song erinnert? Black Sabbath? Ronnie James Dio in frühen Tagen? Led Zeppelin? Deep Purple? Ich komme partout auf kein stimmiges Ergebnis, aber irgendwo in der Underground Schnittmenge jener Tage und genannter Band liegt der Stilpunkt von Birth Of Joy sehr wahrscheinlich. Und diese Art Triplauf ist noch nicht zu ende - "Envy" (Track 4). The Doors treffen sich in einer '80er Jahre Bar, wo Pop gespielt und dann und wann auch leichter Countryeinfluss mitschwingt. Hut ab für so viel Eier! Spätestens bei "Fat Fish" (Track 5; Anspieltip II) fühlt man sich aufgrund der Stilfülle beim ersten Albumdurchlauf dann auch direkt erst einmal etwas erschlagen, zumal man (zumindest wenn man intensiv zuhört) das Gehörte gar nicht so recht zu (er-)fassen mag und das will schon was heissen!

Gut, dass "Grow" (Track 6; Anspieltip III) leichter zu verdauende Kost ist und einem direkt mit on Drive nimmt. Da tut etwas Durchatmen not - "Magic" (Track 7). So würden sich vermutlich The Doors heutzutage anhören? Warum Birth Of Joy in Folge dessen direkt wieder auf's Gaspedal treten, anstatt das Tempo langsam zu steigern, weiss nur das Trio selbst. "Surfing A Gogo" (Track 8). Bis weit über der ersten Minute von "Code Red" (Track 9) möchte ich mich dann immer wieder spontan im Schreibtisch festbeißen. Hammondorgeleffect(psycho)attack Overload. Es wird zunehmend schwieriger, zumindest, wenn man ein völliger Neueinsteiger bzgl. dieses Trios ist. Ist das Holland's Revenge für viele Jahre Fussballrivalität? "Backstabber" (Track 10) befriedet jegliche Reizschwellen vorerst etwas und lässt dank des The Doors Part zu Beginn versöhnliche Stimmung einziehen, nur um wenig später erneut psychedelisch die Hammondorgel walten zu lassen. Es drängt sich förmlich der Eindruck auf, dass Birth Of Joy bewusst mit den Reizschwellen spielen. 

"Motel Money A Way" (Track 11) kommt mir da schon fast ein wenig als Erlösung ins Gefühl, zumal hier verdammt starke Gitarrenarbeit von Sänger Kevin Stunnenberg reingefeuert wird. Natürlich kann sich ein Stück mit 7:33 Minuten Länge etwas ziehen, fliesst aber in diesem Fall erstaunlich locker durch. Mit 8:13 Minuten kommt ein weiterer, recht lang Song namens "Drink The Cup" (Track 12), der aber eher vorbeiläuft, um mit "Not Much Time To Lose" (Track 13) wieder zu rockigeren Läufen zurückzukehren. Damit hätte dieses Livealbum (vermutlich ein Doppelalbum), das im Club Ubu in Rennes (Frankreich) mitgeschnitten wurde, gut und gern enden können, einfach, weil es stellenweise doch etwas schwerfälliger wird, doch mit "Smile" (Track 14) geht es gnadenlos (wenn auch gut) weiter. Als Konzerterlebnis mit bewegten Bildern hat das mit Sicherheit mehr Flair. Doch als mit "Dead Being Alive" (Track 15) ein 10:55 Minuten Stück auf der Hörfläche erscheint, kommt es mir zunehmend vor als sei der Bandname lupenreiner Sarkasmus? Klar musikalisch geht da richtig was und können tun diese drei Mucker mehr als nur etwas, aber vermutlich bin ich nach dieser Review für Wochen von Hammondorgelklängen geheilt?! Obwohl ich diese dank The Doors und Deep Purple immer gern mochte, wenn man sie denn dezent(er) einsetzt.

Erstaunlicherweise macht "How It Goes" (Track 16; Anspieltip IV) 'ne Menge an verlorenem Boden wieder gut. Da überrascht im Anschluss sogar ein deutlicher Roots Rocker wie "Rock 'N Roll Show" (Track 17) auch. Überhaupt scheint das Birth Of Joy Liveset gegen Ende hin versöhnlicher/ ohrenfreundlicher angelegt zu sein, es kommt Entspannung ins leicht überspannte Trommelfell "Three Day Road" (Track 18; Anspieltip V), "Make Things Happen" (Track 19; Anspieltip VI; erneut längeratmig mit 9:57 Minuten) und "Mad Men" (Track 20). Offenbar haben Birth Of Joy ihre kleinen Hitperlen bewusst ans Setende verlegt(?), was auch "Know Where To Run" (Track 21) zu unterstreichen weiss. Die Finalsongs "No Big Day Out" (Track 22) und den 10:40 Minuten Längenzieher "Monster" (Track 23) überlasse ich Euch zum Anchecken, während mein Hirn bei diesen Songs immer wieder mächtig abraucht. Ein Mammutalbum, das definitiv stellenweise überfordert, aber dennoch nicht weniger rockt. Zum Ende hin merkte ich wieder und wieder, dass Psychedelic Rock noch immer nur bedingt meins ist. Handwerklich kann man dennoch nicht meckern.

 

6,85/ 10 Schafe Schüsse

(Long Branch Records/ SPV 2.015)

http://www.birthofjoy.com/

https://www.facebook.com/birthofjoy

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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