Letzte Instanz, Darkhaus
@ Kesselhaus (Kulturbrauerei), Berlin
http://www.letzte-instanz.de/
http://www.darkhausmusic.com/
Samstag, 22.11. 2.014
Sowohl Darkhaus, wie auch Letzte Instanz durfte ich in 2.014 im Vorfeld dieser gemeinsamen Tour beider Bands jeweils einmal live erleben. Während ich Darkhaus indoor im Huxley's im Rahmen ihrer Tour im Vorprogramm von Subway To Sally erlebte, sah ich Letzte Instanz im Rahmen des eher familiär-atmosphärischen Hörnerfest 2.014 auf einer Open Air Bühne. Was beide Bands eint, ist die hohe Qualität und die spürbare Leidenschaft mit der sie zu Werke gehen, sobald der erste Ton sich Raum verschafft hat. Das mag sich vielleicht etwas ernst lesen, ist es aber in der Realität nicht, denn der Humor ist bei beiden Bands als netter Nebeneffekt immer mit dabei und geht auch nicht verloren, trotz der eher tiefsinnigeren Songthemen beider Bands.
Was beide Bands ebenfalls im Vorfeld einte, war die Tatsache, dass sie (natürlich jede Band auf ihre Weise) beide jeweils ein echt starkes aktuelles Album als Fundament für ihre Livesets rausgebracht hatten und mich bereits im Vorfeld über längere Zeit per sogenannter "Musikkonserve" begeisterten, wenngleich ich zugeben muss, dass ich im Vorfeld dieses Abends aufgrund der unterschiedlichen Veröffentlichungszeiträume deutlich stärker mit dem Darkhaus Album ("My Only Shelter") vertraut war. Das aktuelle Letzte Instanz Album "Im Auge des Sturms" ist ja genau genommen auch noch nicht so alt, konnte aber berechtigterweise die Charts entern.
Ohne jetzt eine Endlosliste führen zu wollen was diese beiden Bands an Gemeinsamkeiten/ Parallelen haben, komme ich nicht umhin die Tatsache der Sympathie unberührt zu lassen, denn sowohl Darkhaus, wie auch Letzte Instanz sind keine abgehobenen Rockstars, sondern Musiker, die das Bad in der Menge, den Kontakt zu den Fans sehr mögen und schätzen, doch dazu an späterer Stelle mehr.
Seit den Erfahrungen mit sogenannten "Mixtapes" in meiner Jugendzeit, habe ich mir beibehalten noch immer Leuten in meinem Umfeld auch immer wieder Bands zu empfehlen, die mich irgendwie berühren/ erreichen. Sicher ist das ein Stück weit subjektiv, aber eben auch eine Form des lebendigen Undergrounds in seiner ursprünglich(st)en Form. Waren es in den Spät-'80ern Platten, die man sich gegenseitig vorspielte, Kassetten, die man sich gegenseitig zusammenstellte, wurden es in den '90ern Mix-CDs (sogenannte "Compilation"/ "Sampler") und heutzutage sind es oft YouTube Links, genauso wie MP3 Files. Alles legitim, solange man am Ende die Band direkt supportet, indem man sich z. B. auch mal ein Shirt oder die Original CD/ Vinyl kauft. Dass das nicht immer geht, ist soweit klar. Ich möchte just verdeutlichen, dass der Support der Macher wichtig ist, egal ob das ein Musiker, Maler oder Autor ist.
Ich hatte im Vorfeld einen YouTube Link von Darkhaus einer Bekannten geschickt, die Letzte Instanz (soweit ich mich entsinne) bereits flüchtig dem Namen nach kannte. Es weckte ihr Interesse und so sagte sie ihr Mitkommen zum Konzert zu und kam zu Besuch in die Hauptstadt der Ver- und Entrückten. Und so fanden wir uns einige Stunden nach ihrer Ankunft in Berlin in der U-Bahn in Richtung Prenzlauer Berg wieder. Immer wieder beobachte ich diese Faszination, dieses Funkeln in den Augen von Berlin-Besuchern. Die Augen weiten sich voller Neugier und saugen nahezu jeden Eindruck im Radius auf. Einst, als es mich nach Berlin verschlagen hatte, mag es mir in den ersten Monaten genauso gegangen sein, mittlerweile aber bewegt man(n) sich in cooler ins Fleisch übergeganener Hauptstädterart zielsicher durch den Massenstrom.
Unsere Zielstation war die Eberswalder Strasse, wo ich schon längere Zeit (Jahre?) nicht mehr war. Zuletzt war ich glaube ich auch wegen eines Konzertes im Kesselhaus in der Ecke. Vor ca. 10 Jahren noch war diese Ecke eine meiner Lieblingsecken Berlins, des Flairs wegen. Mein neuer Stammtätowierer wohnte damals noch stilvoll in einem Hinterhaus dieser Gegend, die Danziger Strasse hatte noch diese Mischung aus '80er- und '90er Flair... es war einfach eine andere Zeit. Doch die Spuren der Zeit verblassen mit jeder weiteren Aussensanierung, mit jedem neuen Fassadenanstrich. Die neue Moderne an der Oberfläche hat Prenzlauer Berg (bzw. diese Ecke) nicht nur Geld, sondern auch Undergroundesprit gekostet. Gut, dass das Areal der Kulturbrauerei davon weitesgehend verschont geblieben zu sein schien, so dass man, trotz der ersten Weihnachtsambitionen noch diesen Berlin-eigenen Charme wahrnehmen konnte, bevor wir am Einlass vorbei in die Halle kamen.
Die Halle füllte sich indes gut, während unser erster Weg (wie so oft bei meinen Konzertwegen) zum Merchandisestand führte, wo Gina "The Body" für Darkhaus am Start war. Gina war leicht angekränkelt, wirkte aber fit. Sie stellte mir ihre Mom vor, die an der Seite des Standes sympathisch (mütterlich stolz auf ihre Tochter) strahlend stand. Das hatte schon irgendwie etwas vom wahren Weihnachtsgeist, wenngleich ich nicht mehr sonderlich viel mit Weihnachten als solches anfangen kann. Im Zuge dieser Erstwege trafen wir auch Marshall Stephens (Darkhaus; git.), den ich nun auch schon einige Jahre lose kenne. Wir hielten kurz Smalltalk und verabredeten uns auf ein Bier nach der Show. Meine Bekannte war leicht erstaunt, dass ich so flüssig Englisch sprach, was für mich nichts besonderes in dem Sinne mehr ist, weil es ja irgendwie zu dem gehört, was ich so tue. ;-)
Ich holte die erste Runde Bier und war gute 11,-€ (!) für zwei normale Faßbier losgeworden, was mich nicht gerade freundlich/ feierlich stimmte, denn solche Preise sind selbst mit kleinem Pfand Kommerzwucher!
Wenig später begann auch schon die Darkhaus Show, die einmal wieder eine Qualitätskonstante innehatte, dass ich meine Augen kaum vom Geschehen auf der Bühne lassen konnte. Darkhaus Frontkehle Ken Hanlon war an diesem Abend zwar ebenfalls mit einer leichten Erkältung benachteiligt, ließ dies aber von der Stimmkraft und der Treffsicherheit in Sachen Töne nicht merken, im Gegenteil, dieses Konzert war noch besser als das Darkhaus Konzert, das ich im April 2.014 gesehen hatte.
Innerlich kam sogar etwas Demut auf, dass mir Gary Meskil die Ehre zugestanden hatte, dass ich im Zuge meines Buches seine Lebenswege bis 2.013 biographisch dokumentieren durfte. Diese Gedanken kamen nicht von ungefähr, zumal zwei Pro Pain Mitglieder Teil des Darkhaus Line Ups sind. Zwar hatten das sicher die Wenigsten der eher Gothic-zugeneigten Besucher an diesem Abend auf dem Schirm bzw. werden es die Wenigsten gewusst haben(?!), aber bei mir schwang das gedanklich beim Erleben mit. Nach anfänglicher Kühle hatten Darkhaus sich wieder einmal in die Herzen des Publikums gespielt und zurecht regen Beifall geerntet. Wenn ich mich nicht allzu sehr täusche, haben Darkhaus an diesem Abend das fast komplette Album "My Only Shelter" gespielt, so dass kaum Wünsche offen blieben.
Nach kurzer Umbaupause kamen Letzte Instanz zum Zuge. Deren Fokus in Sachen Setlist lag natürlich an einigen Stellen ganz logisch klar auf dem derzeit aktuellen Album "Im Auge des Sturms", ich meine mich beispielsweise an Songs wie "Alles anders", "Im Auge des Sturms", "Der Panther" und "Nein!" zu erinnern, was den aktuellen Zenit der Letzten Instanz angeht. Das Konzert selbst war wirklich beeindruckend, zumal sowohl Holly Loose (Gesang), wie auch Benni Cellini (Cellist) eine fesselnde Bühnenpräsenz mitführten, dass man kaum die Augen von der Bühne lassen konnte. Ich für meinen Teil als ein eher laienhafter Kenner der Letzte Instanz Alben, die immerhin schon satte 13 Studioalben gefüllt haben, konnte nur staunend zusehen wie deren Fans Songtext um Songtext mitsangen, die Melodien mit Feingefühl in sich aufsogen und mitreisend tanzten. Die Bilder, die ich an diesem Abend sah zu beschreiben grenzt an eine unmachbare Aufgabe, zumal ich immer das Gefühl hätte es doch nicht treffend beschrieben zu haben, aber mir scheint, dass meine Bekannte ein gutes Beispiel war, zumal sie von der Musik ergriffen pure Freude über ein neues Stück Seelenpflaster/ Rückzug/ Auftankstelle in Form von Letzte Instanz gefunden hatte. Dass dem so war, unterstrichen ihre dankenden Worte, dass ich sie mitgenommen hatte. Sie kannte Letzte Instanz im Vorfeld just flüchtig (wie eingangs bereits erwähnt), was seit diesem Abend mit Sicherheit Änderung erfahren hat, dasselbe gilt auch bezüglich Darkhaus.
Ich für meinen Teil wartete vor allem auf den Song "Jeden Morgen", der an diesem Abend leider nicht zum Zuge kam, was aber angehörs/ angesichts der gut anderthalb Stunden Spielzeit nicht allzu sehr enttäuschen konnte. Im Gegenteil, ich staunte eher dass man den schnellen Zeitenfluss kaum bemerkte. Als dann die Lichter nach der Zugabe wieder die Halle in dasselbe schlichte Ambiente tauchten, gingen wir noch einmal zu Gina "The Body" an den Merchandise Stand von Darkhaus, wo ich mich von Band und Gina zu verabschieden gedachte. Das Treiben rund um den Stand hatte ein bisschen was vom emsigen Wirrwarr eines Ameisenhügels. Fans beider Bands, die schnell noch ein Erinnerungsshirt/ - artikel erstehen wollten und mittendrin einige Dakhaus'ler, die gut gelaunt Autogramme gaben oder Fotos mit Fans machten. Zwei Darkhaus Fans überreichten Rupert (Keplinger; git.) und Ken (Hanlon; voc.) eine selbstkreierte goldene Single. Stilecht gerahmt. Man hätte wirklich denken können das Ding sei echt. Es sah zumindest sehr gut gemacht aus! Auf jeden Fall eine Idee, die Seltenheitswert hatte. In Zuge dieser Momente verabschiedete ich mich nach etwas Smalltalk mit Gary (Meskil; Darkhaus Bassist) und trat mit meinem Besuch den nach Hauseweg an. Kurz vor Verlassen der Halle trafen wir zufällig noch auf Holly Loose. Ein letzter Smalltalk zwischen Tür und Angel, ein kurzes Shakehands und zurück zum Weg, der das Ziel war.
Ein wirklich toller Abend, dessen Fazit ist, dass ich sicher nicht wieder Jahre warten werde bis ich mir die Letzte Instanz (und Darkhaus schon garnicht!) live entgehen lasse!
In diesem Sinne,
Euer Danny B.
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