HEADACHE COOL DOWN
@ Cassiopeia, Berlin-Friedrichshain
mit: Malignant Tumor, Kamikaze Kings, Islay
https://www.facebook.com/malignanttumour
https://www.facebook.com/islaymetal
https://www.facebook.com/KamikazeKings
ROTZ RAUS PARTY
@ Tommyhaus, Berlin-Kreuzberg
mit: Rasta Knast, Abfluss, Daran Schaitertz, Schnubberbartkumpels, Bei Bedarf
http://www.rasta-knast.de/
http://www.punkterror.de/
http://daranschaitertz.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/pages/Schnurrbartkumpels/400175036684412?fref=ts
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Samstag, 4.10. 2.014
Einen Tag zum Durchatmen an der inneren Energietanke hatte ich abchillend genutzt, um nach dem Kleinabriss mit OHL und The Idiots in Eberswalde wieder halbwegs fit zu werden. Dann und wann merkt man(n) mittlerweile doch schon mal, dass man keine 20 mehr ist. Diesem Umstand zugeneigt ging ich diesen Samstag mit der Ruhe des Vortages an und erledigte gerade so das Notwendigste, um fit für den Abend zu sein. Es lag nun knapp 3 Monate zurück, als ich beim DID Event Festival (dem Headache Inside) war und klasse Erinnerungen auf den B-Road-Wegmeilen mit zurückgenommen hatte. Das Headache Cool Down ist, wie der Name es bereits andeutet eine Art Festival-Saisonschlusspunkt und Nachschlag in einem, quasi der kleine Bruder (oder "Rüpel" wie Dennis von DID Event sagen würde) des Headache Inside. Natürlich kann man das Headache Cool Down auch als willkommenem Anlass nehmen die Herbst/ Winter-Konzertsaison zu eröffnen. Da der sympathische Fleischmützenträger Dennis von DID Event zu einem echten Freund des Hauses geworden ist und meine Scene Made Adresse auch zum offiziellem DID Event Supporter geworden ist, war diese Veranstaltung natürlich ein Pflichttermin, eine Herzensangelegenheit, also begab ich mich am frühen Abend auf den Weg in Richtung F'Hain.
Zwar war es nicht gerade der wärmste Frühherbstabend, aber das durfte keine grosse Rolle spielen. Der Tag selbst stand unter ganz anderen, kalten Sternen, denn wie schon am Mittag beim Kurzeinkauf, sollte sich mitten in F'Hain, nahe der Brücke zur S-Bahnstation Warschauer Strasse einmal mehr seltsames abspielen. Ich hatte vorher irgendwo in den Internetweiten davon gelesen, konnte bzw. wollte es aber gar nicht so richtig glauben, aber angesichts folgender Begebenheit schien es wahr zu sein. Am Wegesrand in Richtung Revaler Strasse säumen seit eh und je in den letzten Jahren Obdachlose (darunter auch Schnorrerpunks) den Weg, während Berlin und Touristen sich untrennbar vermischen und sich ein Menschenfluss zwischen Hipster und Zielstrebigen ergibt, als sei es das Resultat einer mathematischen Formelgleichung. Doch an diesem Abend säumten auch sogenannte "Six Packs" (Kleinbusse der Polizei) den Weg und nahmen nicht gerade zimperlich vorgehend vor allem farbige Menschen mit, die sich offenbar nicht ausweisen konnten. Diese Aktion, so hatte ich gelesen, soll sich über einen längeren Zeitraum über ganz Deutschland ausdehnen. Das erklärte Ziel, das dabei Fragwürdigkeiten in der Vorgehensweise hinterlässt, ist die Abschiebung sogenannter "illegaler" Flüchtlinge. Aber kann irgendein MENSCH überhaupt "illegal" sein??? Jedenfalls kategorisiert man damit wieder Menschen in Deutschland und lässt das Herz nicht etwa mit der politisch oft gern angepriesenen Weltoffenheit schlagen, sondern malt unbewusst Schatten nach, die noch immer das braune Signum der Vergangenheit in diesem Land ungebrochen weitertragen. Dass die Damen und Herren in Uniform dabei mit eiserner Faust den "Befehl" auf nicht gerade respektvolle Art in Sachen Menschenwürde durchsetzten sei dabei nur der I-Punkt der Szenen, die ich an diesem Abend sah. Und die Menschen laufen stumm vorbei, man ist ja schliesslich in Berlin, wahrscheinlich sind das irgendwelche kriminellen Drogendealer... natürlich, farbig = Drogendealer... deutsche Klischeepflege. Gute Nacht Deutschland! Aber woher sollen die Massenmenschen es auch besser wissen? Die Aktion selbst wurde ja so gut es ging von der Öffentlichkeit ferngehalten, in den Mainstreammedien las und hörte man davon so gut wie nichts.
Doch wie es im Leben so oft ist, regiert der Stillstand nicht die Rotation dieses Planeten, weshalb ich ich mich auch nicht damit aufhielt rumzugaffen, denn an der Aktion selbst kann man als Einzelner nichts ändern. Ich setzte meinen Weg nach kurzem Stop fort und bog in die Revaler Strasse ein, in der das Cassiopeia liegt, das erste Station dieses Samstag Abends war. Auf dem Gelände selbst tummelten sich wie immer Leute, die sich entweder das R.A.W. Gelände ansahen oder in die benachbarte Halle(n) wollten, wo man an künstlichen Steilwänden klettern kann oder ggf. auch in der Skaterhalle durch`s Rund brettern kann.
Nachdem sich ein kleines Misverständnis am Einlass aufgeklärt hatte, konnte ich dann auch Dennis (einer der Organisatoren) per Handshake im Cassiopeia begrüssen. Auf die Schnelle noch ein Bier an der Bar geholt und ab die Treppe runter, einmal um die Ecke gebogen und fertig war der Lack. Von der ersten Band Islay bekam ich nur noch letzte Setfunken mit, weshalb es respektlos meinerseits wäre auch nur den Hauch einer umfassenden Beschreibung abzugeben. Bei Interesse solltet Ihr sie demnach selbst mal antesten. ;-)
Da als nächste Band die Wrestling Metaller (wie ich sie mittlerweile nenne) Kamikaze Kings anstanden, sollte es ein zunächst einmal der Showtime geschuldeten disTANZierendes Wiedersehen (per kurzem Augenkontakt und dem "Hi!" sagendem Lächeln) mit einer der Showtänzerinnen Julia geben. Überhaupt haben sich die Kamikaze Kings seit dem letzten Mal als sie sie Live sah erstaunlich nach vorn entwickelt und mit "Saturday Night Hero", "Boneshaker Boogie" und dem immer wieder catch-igen "Master Of Slave", das diesen Metallica Touch hat, auch ordentlich die Bude warmgerockt.
Von den Besuchern her war das Cassiopeia leider nur übersichtlich von lockerer Füllung unterbeansprucht, was ich angesichts der schweißtreibenden Leidenschaft der Veranstalter echt schade fand. Das ist in Berlin aber ein bekanntes Risiko, da können auch schon mal an einem Abend drei, vier Parallelveranstaltungen sein, die das jeweilige Szenevolk ansprechen. An diesem Wochenende fand u. a. das im H.O.F. 23 parallellaufende Berlin Deathfest statt, wo z. B. Severe Torture als Samstagsheadliner nebst vielen weiteren Bands auch gut Leute gezogen haben dürften. Nun ja so ist das zuweilen in Berlin. Und während ich noch wartete, um wenigstens die ersten Töne vom Headache Cool Down Headliner Malignant Tumor zu sehen, legten die beiden "D's" des DID Event Teams höchstselbst mit Hand an und halfen beim Bühnenumbau, was ich mal echten, leidenschaftlichen Körpereinsatz nenne! Das taten die Beiden mit Sicherheit nicht(!) aus Spargründen, sondern, weil es ihnen (so wie ich sie kenne) eine Herzensangelegenheit war, wie alles was sie an Events aus dem Boden stampfen.
Die aus der drittgrössten Stadt Tschechiens (Ostrava) stammenden Malignant Tumor sound- bzw. linecheckten nach dem schnellen Umbau kurz noch etwas und legten mit einer groovig ins Rund drückenden Mischung einen Kickstart hin, der mich entgegen meiner Planung doch noch für einen weiteren Song gebannt verweilen ließ, bevor ich dann leider wirklich losmusste und via U-Bahn in Richtung Kreuzberg zumTommyhaus fuhr, um Kumpel Dom von Rasta Knast wiederzusehen und den Abend mit ihm gemeinsam in die Nacht zu feiern.
Dass Kreuzberger Nächte zuweilen nicht nur lang, sondern gern auch länger werden können, sollte dabei zusätzlichen Vorfreudenschub leisten, der mich den Weg mit leichten Füssen nehmen ließ. Unterwegs schrieb ich mich per SMS mit Dom, um einzuloten, wo und wie wir uns treffen würden. Zuletzt hatten wir uns flüchtig im April beim "10 Jahre Puke Music" Festival getroffen, wo zwischen Tür und Angel kaum Zeit für Ausführlichkeiten geblieben war. Dieses Mal wollten wir uns deutlich mehr Zeit nehmen und auch mal gemeinsam ein Bier genießen, wie man das unter sich gegenseitig respktierenden Kumpels eben tut. Bei meiner Ankunft am Tommyhaus war schon allerhand los, ähnlich wie bei dem Konzert von Die Dorks eine Woche zuvor, wo ich für zwei Songs mitträllern durfte und witzige- bis schräge Partyerinnerungen mitnahm, die in jenen Momenten wieder voll präsent waren. Beim Blick in den kleinen Hof vor dem Tommyhaus konnte ich kein mir bekanntes Gesicht ausmachen, also wartete ich gelassen ruhig am vereinbarten Treffpunkt auf Dom, der ca. 10-15 Minuten nach meinem Eintreffen auch kam.
Drinnen spielten Bei Bedarf bereits, deren Frontmann ich in diesem Jahr mal flüchtig bei einer Party kennengelernt hatte. Logisch, dass ich neugierig auf deren Sound war, zumal sie derzeit neben Diva Kollektiv eine der aufstrebenden Punk Rock Bands der Berliner Stunde zu sein scheinen, zumindest was die Präsenz angeht. Als ich dann mit Dom drinnen das erste gemeinsame Bier nahm, bot sich ein wirklich sehenswertes Bild, denn der Laden war voll und die Leute feierten eine feucht-fröhliche Party mit Livemusik. Die folgenden Schnubberbartkumpels konnten direkten Weges die Aufmerksamkeit haschen, zumal die "Mo-Bärte" aus Pappmaskerade Eyecatcher in Vollendung waren. Der Sound der Neubrandenburger jedenfalls machte mich direkt an, schön erdig und noch angeleckt vom Punksound der '80er- und '90er Jahre. Von den Songs her erinnere ich mich nur an den Song "Faschojagd", den man auch bei YouTube finden kann. Im Zuge des zeitlichen Überschalls verstrich dann auch das Set von Daran Schaitertz, deren Set bis auf den Song "Illegal, Illegal" mehr oder weniger an mir vorbeizog.
Ich staunte nicht schlecht wie nimmermüde alle feierten, ja selbst die Damen am Merchandisestand verstrahlten nur so die Symapthien und nutzten jede Gelegenheit ein shirt oder auch einen Button an den Mann oder die Frau zu bringen. Das nennt man allgemeinhin "geschäftstüchtig". ;-) Ich gönnte mir auch ein Shirt, just um die Party bzw. alle Bands zu supporten. Ein Shirt ist nicht allzu oft drin, aber dank sehr erschwinglicher Preise, konnte mein Finanzhaushalt nicht meckern. Mittlerweile waren auch die Co-Headliner Abfluss aus Hannover auf der Bühne. Ich selbst kannte Abfluss bis dato noch nicht, aber Dom, der neben mir stand und auch mit Bestlaune sein Bier genoss, erzählte mir, dass Rasta Knast schon irgendwann einmal mit Abfluss zusammengespielt haben. Wer sich mal Ohr und Eindruck von Abfluss an diesem Abend machen möchte, der/ die sollte einfach mal auf deren Website gehen und dort mal in den News stöbern, die beiden Liveclips "Punkterror" und "Nie zu alt" dürften für ein Erstbild in Sachen Atmosphäre vor Ort genügen.
Irgendwann, noch während des Abfluss Livesets verschwand Dom in Richtung Backstage, um sich auf sein Set mit Rasta Knast vorzubereiten. Ich für meinen Teil freute mich auf Rasta Knast, auch wenn ich bislang nur deren "Trallblut" Album intensiver kenne und ihnen damit alles andere als gerecht werde. Aber genau das "Trallblut" Album war es, durch was ich intensiver mit Rasta Knast (abgesehen von einem Plastic Bomb Report über deren Brasilien Ausflug) in Berührung kam. Leider erinnere ich mich nur an einen Rundlauf, der Publikum und Band zu einer gemeinsamen Party verschmelzen ließ, deshalb fehlt mir ein wenig der Rückblick, ob meine Favesongs "Retroaktiv", "Zeichen der Totale" und "Die Anderen" z. B. im Liveset waren, weiß ich deshalb nicht wirklich, aber es war ein Heimspiel für Rasta Knast, das ist mir noch immer in bester Erinnerung. Die Temperaturen stiegen im Tommyhausinnern in beinahe tropische Höhen und die Gesamtatmosphäre war von Schweißtropfen durchzogen, so dass man nach der Zugabe dann auch erst einmal in den kleinen Vorhof ging, um etwas frische Luft zu tanken.
Der Rest des Abends verlief in netter Absackerbierrunde mit Rasta Knast in der schnieken Kneipe neben dem Tommyhaus. Von den Randblicken und -begebenheiten dieses Abends, die mir an diesem Abend Fragezeichenmeere ans Ufer schwappen ließen, die aber so gar nichts mit Rasta Knast, sondern mit Ebenen anderer Gedankenfluten zutun hatten, werde ich irgendwann einmal vielleicht an anderer Stelle erzählen.
Ein weiterer B-Roadmeilenstein wurde gesetzt wie einst die Steinblöcke von Stonehenge und bleibt wie ein Erinnerungsfels in der Zeitenbrandung stehen. Danke an das DID Event Team und Rasta Knast!
Euer Danny B.
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