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KULT-RILLE Review: GROBER KNÜPPEL, Angepisster deutscher Albtraum

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2014

Label: 

Genre(s): 

Bereits im Vorfeld dieses neuen Asphaltaufrollers gab es so einige Hürden für die GK'ler zu nehmen, das Presswerk ließ mit der termingerechten Auslieferung der grobschlächtigen Abrechnung mit den Assgeiern und Aussaugern dieser Zeit(en) auf sich warten, die Apple-unterstehende Firma I-Tunes hatte ein (moralisches) Problem bezüglich des MP3 Datenpaketes im Onlinestore, weil im Albumtitel das Wort "Angepisster..." vorkam, was der GK kurzerhand spontan einmalig in "Angepasster Deutscher Albtraum" exklusiv für den I-Tunes-Store umbenannte. Cleverer GK Humor. Und als ob die GK'ler nicht schon genug an Nervenfutter für diesen abrechnende Werk gelassen hätten, sitzen natürlich die ganz korrekten Moralteufel auch bei diesem Album wieder in Lauerstellung, um von hinten mit moralgetränkter Fingerzeugkeule in die Kniekehlen des GK zu schlagen. Objektiv betrachtet also genau die Bedingungen, wie sie GK Frontgeist Van Der Lubbe (alias Hazy) seit Jahrzehnten nicht anders kennt. Mögen sich die Protagonisten auch geändert haben, das Kernproblem scheint pi mal Daumen genommen dasselbe geblieben zu sein.

Rein vom Line Up her hat sich beim GK auch so einges getan, was sich natürlich auch auf dem gesamten Album niedergeschlagen hat. Fakt ist, dieses Album dürfte das bislang zeitintensivste GK Album überhaupt sein, soviel zu den fundamentalen Vorabfakten. 

Mit "Kein Schritt zurück" (Track 1) beginnt der Schritt nach vorn. Einer aus der anonymen Masse tritt hervor und zeigt sein (neues) Gesicht. Oder anders formuliert, setzt der personifizierte Alligator zum Hechtsprung an. Die Schraubzwinge wird angelegt, bevor der verbale Einlauf unaufhaltsam, unangepasst und unausweichlich Silbe für Silbe, inmitten von groovigem Riffdrive, und einem Übergang mit kleinen Metaleinflüssen, die an die Slayer/ Doom-Death Metal erinnern, aufbegehrend das Ziel im Fokus hat. Gedanklich passt "Mit euch bin ich im Krieg" (Track 2, Anspieltip I) zum nächsten, gedanklichen Schritt. Der fette Basslauf und die Midtempo-Machine Head-nahen Zwischenspiele lassen schon beim ersten Hör mitwippen. Rein gedanken-inhaltlich erinnerte mich "Mit euch bin ich im Krieg" als den Song das erste Mal live hörte irgendwie an "Wir holen unsere Würde mit dem Messer zurück", denn dieser Song könnte eine Art Fortsetzung sein. An wessen Adresse die Message geht, braucht man sicher niemanden erklären?! 

Dass es beim GK aber nicht immer nur mit dem bitteren Ernst der messerscharfen Realität zugeht, unterstreicht die neue gute Laune Partyhymne "Uns gehört die Nacht" (Track 3; Anspieltip II), deren Drive vor allem Live zum festen Setbestandteil werden dürfte. Der Song lebt vor allem vom Gitarrenlauf, der dem packenden Drive erst den nötigen Fahrtwind verleiht. Kurz durchatmen, sortieren und zurück in die alltägliche Realität - "Mit dem Hammer" (Track 4; Anspieltip III), das bereits im Zuge der eingangs erwähnten Auslieferungsverzögerungen vorab als Appetithappen via YouTube veröffentlicht wurde. Musikalisch läuft es in der Tradition von '90er Hip Hop Crossover Acts wie Body Count, Boo-Yaa T.R.I.B.E. und RHP (Rödelheim Hartreim Projekt) ins Rund, während der Text alles andere als leichte Kost ist. Zwischenmenschliche Abgründe, in die der Protagonist gezogen wird und zum Neuzeit Manson-iertem Hammerschwinger wird. Der Inhalt  würde locker Stoff für eine Sin City Fortsetzung hergeben. Vermutlich wird der Song früher oder später von der Bundesprüfstelle für Moralzensur dementsprechend dem Brandeisen unterzogen?! Fakt ist, dass der Song sich von hinten her festsetzt und an den Synapsen andockt.

Wo GK draufsteht, steckt bei näherer Betrachtung auch ein "Dreckfresser" (Track 5) als Beititel drin. Doch wer jetzt an eine Kelle Selbstmitleid denkt, hat den Geist des GK weder je gespürt, geschweige denn je gesehen (zumal ich bereits zu Beginn dieser Review von "Abrechnung" sprach). Und hier wird konsequent abgerechnet und ein realistischer Blick hinter die Festival- und Tourvorhänge gewährt. Wer sich den Text intensiver reinzieht, wird vielleicht das Gefühl haben von so mancher sogenannten "Deutsch Rock" Band beschissen worden zu sein, zumindest, wenn man mal etwas genauer auf die oft lieblosen Reißbrett-Konstrukte achtet mittels deren man sich phrasierend ausverkaufen zu ersucht. Das Ganze wird im Midtempo-Drive eingebettet serviert. Vor allem die härtere Federung und das Schlagzeugspiel kommen songdienlich zugute. Eine unerahnbare Festbrandnummer (inklusive direkter Sofortzündung) fährt der GK mit "Erdbeermädchen" (Track 6; Anspieltip IV) auf. Ich will dazu auch gar nicht zu viel verraten, nur so viel, dass hier menschliche Sehnsucht regiert. Das Stück selbst hätte auch gut auf die "Mit Liebe..." EP gepasst. 

Punkgeistig authentisch passt sich "Die Welt hier fickt mich" (Track 7) break-rhytmisch riffend und zurück in die asphaltierte Welt katapultierend, in den Albumkontext ein. Wenn das "Unbeugsam" Album noch die Splitter von Chaosbomben in alle Richtungen fliegen ließ, wird auf "Angepsster Deutscher Albtraum" präzisiert und gezielter abgefeuert. Auf "Was ich will (das nehm´ ich mir)" (Track 8) bin ich bereits bei meiner Review zur "Offenbarung" EP genug eingegangen, deshalb spare ich mir jegliche Wiederkäuerei an dieser Stelle. Steilgang und Metalläufe pur auf "unbeugsam"-e Art. Granatenbämm! Langsam biegt sich der Spannungsbogen in Richtung des letzten Albtraumkapitels. Dieser (Alb-)Traum bringt immer wieder neue GK Facetten aus den gefühlten Alltagsweiten. Ein weiterer, modern angelegter Sofortzünder kommt mit "Guter Junge" (Track 9; Anspieltip V) an die Oberfläche und zeigt den GK von einer völlig neuen Seite, zumindest musiklisch. Von den Arrangements eher einfach und lockerleicht, vom Text her nachvollziehbar und auf den Punkt heutiger zwischenmenschlicher (Ge-)Zeiten bringend. Mitwipp-/ Mitnickgarantie zu 99%. Herzensmenschen Hymne.

Natürlich darf bei einem GK Album eine kleine Schweinenummer nicht fehlen. Wer "Das Rohr", "Meine Süße" oder "Mit Gott im Herzen und dem Teufel im Leib" schon abfeierte, wird die 2:13 Minuten Nummer "Zieh´ besser raus" (Track 10) definitiv lieben! Die schnellere Gangart brandet nun auf und setzt sich mit "Egal was kommt" (Track 11; Anspieltip VI) einen überfetten Groover obendrauf auch fort, was auch die Hardcore Wurzeln durchblicken lässt. Vor allem die Bassläufe sind dermaßen fett herausgefeilt, dass neben dem Hammer die Feile im Werkzeugkasten dieses Albums dazugehört. Fett, fetter, megafett! Wer nun glaubt dass die Überraschungen dieses Albums aufgebraucht sind, der/ die irrt gewaltig, denn vor allem beim ersten Durchlauf von "Deine Rüstung" (Track 12, dem offiziellem Albtraumende) ruft eine Kinderstimme zu Beginn die Gänsehaut nach oben und reisst einen in tiefe(re) Nachdenklichkeit, die eigene Wege hinterfragen lässt und zum Resümee ruft, um auch mit sich selbst abzurechnen bzw. ehrlich mit sich selbst ins Gericht zu gehen. Der Songtitel könnte nicht treffender sein, denn das, was die Armee der anonymen GK-Hammerarmee gemeinsam hat, ist die Rüstung, hinter der das jeweilige Herz narbenübersät von den eigenen Schlachten ums eigene Selbst auf bessere Zeiten hoffend schlägt. 

Als Bonus gibt es eine Portion Stille "Dreizehn" (Track 13) und "Geh´ weiter" (Track 14) obendrauf, doch die entdeckt Ihr besser selbst. ;-) 

Fazit: Ich gehe zwar immer intensiv bei jeder Review zur Sache, aber gerade bei diesem Album war es mir absolut nicht möglich die Gedanken kürzer zu fassen. Dieses Album ist aus meiner Sicht bereits jetzt (in diesem Genre) eines der Albumanwärter des Jahres und wird von mir direkt umgehend zum "Kultrille-Album" deklariert. 

V.Ö.: 30.05. 2.014

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/ 10 Schafe Schüsse

(Asphalt Records/ Rough Trade 2.014)

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Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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